Wie erwartet stellen sich einige Herausforderungen, wenn man einen so abgeschiedenen und extremen Ort besucht. Gleichzeitig gibt es aber viel mehr Gründe, diese Herausforderungen zu überwinden und es trotzdem zu tun.
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Wenn Sie nach kommerziellen Flügen schauen, können Sie einen der zweimal pro Woche stattfindenden Flüge mit Air Iceland Connect vom Inlandsflughafen in Reykjavik (RKV, für Flüge innerhalb Islands und nach Grönland) nehmen. Der Zielflughafen ist Constable Point (Nerlerit Inaat auf Grönländisch). Wir entschieden uns für einen Flug mit einem Privatflugzeug, das wir über einen persönlichen Kontakt organisierten.
Abhängig von der Jahreszeit bei Ihrer Ankunft gibt es unterschiedliche Transportmethoden vom Flughafen nach Ittoqqortoormiit (Helikopter, Schneemobil, Hundeschlitten oder Boot), welches ungefähr 40 km entfernt Richtung Südosten gelegen ist.
Glücklicherweise konnten wir einen der beiden Helikopterflüge nach Fahrplan mit Air Greenland nehmen. Das war ein 10-minütiger Helikopterflug nach Ittoqqortoormiit. Wenn laut Fahrplan keine Helikopterflüge mit Air Greenland verfügbar sind, haben Sie auch die Möglichkeit, einen Helikopter zu chartern oder per Schneemobil oder Hundeschlitten anzureisen.
Auf dem Weg zurück zum Flughafen am Ende unserer Reise bestanden wir eine zweistündige Reise mit dem Schneemobil bei eiskalten Temperaturen. Dabei sah ich den unglaublichsten Sonnenuntergang meines Lebens. Der Lichtschein um ihn herum war wahrhaft außergewöhnlich zu bezeugen.
Die Stadt ist 9 Monate des Jahres über in Schnee gehüllt, was bedeutet, dass genau diese Reise nur an 3 Monaten im Jahr per Boot unternommen werden kann, wenn das Meereis schmilzt.
Früh in unserer Planung dieser Reise kamen wir mit Nanu Travel in Kontakt. Sie waren sehr hilfreich, indem Sie mit uns teilten, was wir zu erwarten hatten, was wir mitbringen sollten und welche vielfältigen Aktivitäten möglich wären.
Auf dieser Grundlage entschieden wir, dass es sinnvoll wäre, trockene Lebensmittel wie Nudeln, Konservennahrung, Brot, usw. mitzubringen. Außerdem brachten wir für die einheimischen Kinder frisches Obst aus Island mit.
Bei unserer Ankunft stellten wir jedoch fest, dass das einzige Lebensmittelgeschäft (welches vom Ehemann unseres Guides geführt wurde) alles führte, was man nur brauchen könnte: Obst, Gemüse, Spielzeug, Windeln, Nutella, Waffen (um die Eisbären zu verjagen), Kikkoman Sojasoße, Fertignudeln, Sojamilch, Eier, Avocados, Werkzeuge und so weiter.
Das komplette im Laden verkaufte Fleisch wird aus Dänemark importiert und ist tiefgekühlt. Frisches Fleisch sollte direkt von den Jägern bezogen werden, Ihr Guide wird Ihnen dabei behilflich sein können, welches zu organisieren.
Ende März waren es -25°C. Um eine Fahrt mit dem Schneemobil bei diesen Bedingungen auszuhalten, trug ich: 1 Thermobody, 1 Thermohemd, 1 Pullover, 2 Fleeces, 2 Paar Socken, 1 Strumpfhose, 1 lange Unterhose, 1 Skihose, 1 Unterziehjacke, 1 Kapuzenmütze, 1 Mütze, 1 Kapuzenjacke, 1 Skimaske, 1 Schal, 1 Kapuzenoverall, 2 Paar Handschuhe und eine Extraschicht aus Schafwolle in einem Paar ausgeliehener Moonboots.
Ich wünschte, ich hätte mehr angezogen. Mit all dieser Kleidung aufs Klo zu gehen, stellte eine Herausforderung dar.
Eine Liste mit Gründen, warum es wert gewesen ist, diese Herausforderungen zu meistern, würde niemals enden. Hier fange ich aber mal an:
Nach einer aufregenden Fahrt mit dem Schneemobil von Ittoqqortoormiit nach Cape Tobin (Grönländisch: Uunartoq) setzten wir fort, um nach Grönlands wärmsten heißen Quellen Ausschau zu halten.
In der eisigen Kälte von minus 25 Grad Celsius war das 62ºC warme Wasser eine perfekte Wohltat. Uns wurde gesagt, dass die heiße Quelle zurückgegangen wäre. Sie war flach, reichte vielleicht bis zum Knöchel.
Wir waren überrascht, Tierknochen in den heißen Quellen zu sehen und erfuhren, dass die Jäger das Wasser nutzten, um ihren Fang zu säubern.
Wenn Sie sich in eine derartig isolierte Gegend wagen, können Sie Geschichten davon erwarten, dass die Einheimischen Dinge essen, die Sie normalerweise nicht essen würden. Sie dürfen vielleicht Moschusochsen probieren (ich genoss das!), Robbe, Wal, Narwalhaut (eine Delikatesse und scheinbar am besten mit Aromat zu essen, meine Schweizer Lieblingswürzmischung, welche Dänen und Grönländer ebenfalls schätzen), Walross und mehr. Die grönländische Regierung verbietet den Export dieser Fleischsorten, sie sind ausschließlich zum Verzehr innerhalb Grönlands bestimmt.
Sie sollten wissen, dass es nur eine Art Restaurant in Ittoqqortoormiit gibt: ein Grillhaus, in dem Pommes und Würstchen aus Dänemark serviert werden. Stellen Sie sich also darauf ein, einfache Gerichte wie Pasta zu kochen und belegte Brote zu schmieren. Die von uns im Supermarkt gekauften Kartoffeln stammten vom letzten Schiff aus Dänemark (und dessen Ankunft konnte eine Weile her sein!).
Abhängig von der Zeit Ihres Besuches könnten Sie den nur schwer fassbaren Eisbären oder Narwale antreffen. Unser Guide Jan zeigte uns Bilder davon, wie ein Eisbär bis zu seinem Küchenfenster herankam und auf ihn und sein Enkelkind blickte, als sie gerade Frühstück aßen.
Er erzählte uns auch, dass er einmal um die hundert Narwale von seiner Terrasse aus sah, als er an seinem Frühstückskaffee nippte. …Es scheint also, dass die Frühstückszeit eine gute Beobachtungszeit ist!
Denken Sie aber daran, dass es immer noch sehr selten ist, diese Tiere zu sichten – bringen Sie also Ihren Glücksstern mit!
Nachdem wir in Island auf der Jagd nach Nordlichtern einige Enttäuschungen erlebt hatten, war ich skeptisch, als unser Guide sagte, dass wir sie in dieser Nacht definitiv sehen würden. Wir hatten nur die Anweisung, gegen 21:30 hinauszuschauen.
Man kann gar nichts damit vergleichen, die Nordlichter das erste Mal zu sehen und dann auch noch von unserem Schlafzimmer aus! Es begann als ein leicht grüner, horizontal verlaufender Streifen am Himmel. Zum Zeitpunkt der höchsten Aktivität bewegten sich die Lichter, wirbelten und tanzten wunderschön über den ganzen Horizont.
Es überrascht nicht, dass der grönländische Name für Nordlichter „arsarnerit“ ist, was direkt übersetzt „die mit dem Ball spielten“ bedeutet. In einer Legende heißt es, dass die von uns gesehenen Lichter eigentlich die Seelen verstorbener Kinder wären, die mit einem Walrossschädel spielen.
Ein Schneemobil auf dem frischen und doch harten Meereis inmitten von Eisbergen zu fahren, war eine unglaubliche Erfahrung. Die Eisberge hatten unterschiedlichste Größen. Auf einem saß ich sogar.
Der Guide warnte uns aber davor, ganz bis zum riesigen Eisberg zu fahren, der sich so verführerisch in der Ferne abzeichnete. Er erklärte uns, dass man nie genau sagen kann, wie tief das Eis unter uns ist.
Außerdem war es ziemlich schwierig, die genaue Distanz einzuschätzen, da alles weiß ist.
Die Liste geht weiter…
Diese 5 Gründe sind weit von einer gründlichen Liste entfernt, weshalb ich finde, es wert ist, die isolierteste Stadt in Grönland zu besuchen. In Wahrheit sind die Gründe nämlich endlos.
Die völlig einzigartigen Erfahrungen weiter oben sind ein Versuch zu beschreiben, wie besonders Ittoqqortoormiit ist. Es unterscheidet sich stark von allem, was ich gesehen und erlebt habe (und ich war schon in 108 Ländern). Vielleicht hat dieses kleine Dorf aus folgenden Gründen mein Herz gewonnen:
Das Nichts. Die Weite des Raumes. Die Bedeutungslosigkeit von dir selbst. Die abgeschiedene Wildnis. Die dominante Landschaft aus Schnee und Eis. Die endlose Gelassenheit. Die steil abfallenden Klippen, um aufs Meereis zu treffen. Die Stille der hohen Arktis. Die tiefen Täler, die darum bitten, entdeckt zu werden. Die extreme Kälte. Der Lichtschein um den Sonnenuntergang herum. Die tanzenden Nordlichter. Die absolute Reinheit der Eiskappe. Die in den Gletschern eingeschlossenen Geheimnisse. Die plötzlichen Geräusche von durch die Stadt flitzenden Schneemobilen um 7:30, wenn die Einheimischen den neuen Tag beginnen. Das Bellen der Schlittenhunde. Die Spuren des schwer fassbaren Eisbären, den ich nie zu Gesicht bekam. Die nicht spülenden Toiletten. Das Wissen darüber, wie ein Achtjähriger 3 Tage lang mit seinem Vater unterwegs ist, um Moschusochsen zu jagen. Die in den tiefen Gewässern unter Ihren Füßen lauernden Narwale. Die 62 Grad Celsius heißen Quellen, die irgendwo im Niemandsland Tierknochen verbergen. Das Moschusfell im Holzschlitten, das mich warmhielt. Das auf dem Eis landende Flugzeug. Der Spaziergang über die Fluglandebahn mitten in der Nacht, um Ausschau nach Nordlichtern zu halten…