«„Hier spricht der Kapitän. Wir fliegen nun über das Inlandeis. Zu Ihrer rechten Seite sehen Sie die Eiskappe.” » Sekunden später kleben wir alle am Flugzeugfenster auf dem Air Greenland-Flug von Kopenhagen nach Narsarsuaq und schauen auf das Inlandeis hinunter, das sich uns nähert
Wir sind drei Freundinnen aus Bergen auf dem Weg nach Grönland, wo wir 16 Tage lang Kajak fahren wollen.
Wir sind alleine im Fjord, als unser Abenteuer beginnt. Dies ist der Eriksfjord und direkt oberhalb der Bucht sehen wir Brattelid, die ursprüngliche Heimat von Erik dem Roten. Hier haben sich die Wikinger vor über 1.000 Jahren niedergelassen und von hier aus zog Eriks Sohn Leif Eriksson aus, um Vinland (einen Teil Nordamerikas) zu entdecken. Mit dieser Historie im Rücken paddeln wir entgegen der Strömung der Eisberge los, wo der Qooqqut-Fjord den Eriksfjord trifft. Unsere Erwartungen an das Paddeln in einem Dschungel aus Eisbergen werden in Gänze erfüllt!
Nach einigen Tagen kommen wir in der Stadt Narsaq mit ihren 1.500 Einwohnern an. Im Laufe einiger Stunden sind wir wieder mitten in der Zivilisation, wo wir Proviant wie u.a. Moschusfleisch und kiloweise Schokolade kaufen! Am Nachmittag kreuzen wir den eisgefüllten Narsaq Sund.
Aufgrund eines starken Sturms ist ein großer Teil eisfrei und alle Eisberge haben sich an anderer Stelle zusammengepresst. Kurze Zeit später erhaschen wir den ersten Blick auf das mächtige Inlandeis! Wir bauen unser Zeltlager bei einer alten Inuitsiedlung mit Aussicht auf das Inlandeis auf. Sicherlich ein majestätischer und historischer Ort! Wir kochen uns Moschusfilet über dem Lagerfeuer und zum Nachtisch baden wir zwischen den Eisbergen – kurz bevor die Sonne hinter dem Eis untergeht.
Hier haben sich die Wikinger vor über 1.000 Jahren niedergelassen und von hier aus zog Eriks Sohn Leif Eriksson aus, um Vinland zu entdecken.
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Einer der Höhepunkte ist der Qalerallit-Fjord, wo drei große vom Inlandeis abgehende Gletscher aufeinandertreffen. Außen im Fjord passieren wir große Vogelfelsen und beobachten Elfenbeinmöwen. Die Tiere sehen richtig türkis aus, wenn sie über uns entlangfliegen. Das liegt an der Reflexion des Fjordes.
Wir paddeln zum schönsten Sandstrand und schlagen unser Lager mit Aussicht direkt auf die Gletscherfront auf, die in große, palastartige Säulen zerklüftet ist. Jedes Mal wenn der Gletscher kalbt, brodelt es unter unseren Füßen. Hier fühlt es sich an, als wenn die Zeit stehenbliebe und der Rummel des Alltags nicht existieren würde.
Im Anschluss an eine durchgeschlafene Nacht genießen wir eine Tasse Kaffee in der Morgensonne. Zu unserer Überraschung treibt eine Robbe auf einer Eisscholle vorbei. Sie klatscht sich auf den Bauch, schüttelt ihren weißen Schnurbart und bereitet uns so einen richtig guten Start in den Tag! Die Tagestour per Kajak startet in Tuno, einer Meeresfläche direkt verbunden mit der offenen See. Plötzlich erklingt ein gewaltiger Atemstoß und in ein paar hundert Metern Entfernung sehen wir Buckelwale! Sie blasen den Wasserdampf ungefähr dreizehnmal aus, bevor sie ihre Körper über die Wasserlinie platschen lassen und abtauchen. Zwei Stunden sind wir also auf Walsafari, was vollständig atemberaubend ist.
Den ganzen Tag lang sprechen wir über die Wale und wie glücklich wir darüber sind, genau jetzt an diesem Ort zu sein. Im Zeltlager für die letzte Nacht setzt sich die Vorstellung fort: zunächst mit dem Sonnenuntergang über der Bucht voller Eisberge und anschließend mit Nordlichtern! Unsere Erlebnisse verschmelzen mit der Einfachheit des Lebens. Alles was wir uns von der Tour erhofft hatten, war es mit dem Kajak unterwegs zu sein. Wir hatten Zeit nur zu sein, Zeit um über das Leben nachzudenken, zu entspannen, und mit uns selbst in Einklang zu kommen.
Liebes Grönland, wir kommen wieder!