Geotourismus ist Reisen mit klarem Fokus auf Geologie.
Grönland, das grüne Land. Schon der Name deutet auf natürliche Schönheit, einsame Berglandschaften und arktisches Tierleben hin. Dies sind einige der Gründe, warum Touristen schon lange von Grönland angezogen werden. Was aber viele Besucher überrascht, ist die atemberaubende Geologie, die es mit den anderen Naturwundern locker aufnehmen kann.
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Für Geologen ist das natürlich wenig überraschend. Grönlands Geologie ist legendär. Und auch wenn der Großteil unter der Eiskappe verdeckt liegt, ist der gar nicht so kleine Streifen Land zwischen Eis und Meer fast aus purem Fels – der Traum eines jeden Geologen. Doch auch auf diejenigen, die nicht automatisch beim Gedanken an kalten, harten Boden vor Verzückung in Ohnmacht fallen, hat Grönland häufig den selben Effekt. Werfen Sie doch nur einen Blick auf die zerklüfteten Stauningalpen oder die vielfarbig gebogenen Felsen der Elenorebucht in Ostgrönland oder die mit einem Gletscher geschmückten Granitmonolithen des Ewigkeitsfjords in Westgrönland oder in Südgrönland!
Die beeindruckende Geologie Grönlands wird gerade zugänglicher für Besucher und zwar in Form von Begegnungen mit Grönländern – durch Geotourismus. Der Geotourismus spezialisiert sich auf geologische Reiseaspekte. In Grönland ist dieser Markt gerade im Entstehen und wird von Einheimischen angetrieben. Anstatt vom Deck eines Kreuzfahrtschiffes auf die vorbeiziehenden Gipfel zu schauen, können Besucher diesen nun nahekommen und die Menschen treffen, welche dieses Gestein kennen. Sie dürfen sogar ihr eigenes kleines Stück von Grönland sammeln und als Erinnerung mit nach Hause nehmen.
In unterschiedlichen Teilen Grönlands finden sich mehrere Anbieter, die kleine Touristengruppen auf Bootstouren mitnehmen, um großartige geologische Stätten zu besichtigen.
Erik Palo Jacobsen von Arctic Boat Charter mit Sitz in Nuuk führt im Nuukfjord seit einigen Jahren Goldschürfausflüge durch. Bisher hat sein Unternehmen hauptsächlich Angebote für Einheimische gemacht, doch die Nachfrage im Tourismus ist steigend. Der Markt für den Geotourismus mit internationalen Touristen wächst und der Wettbewerb unter einheimischen Anbietern, die diese Nachfrage erfüllen, nimmt zu. Touristengruppen mit bis zu 12 Passagieren können an Tagestouren von Arctic Boat Charter teilnehmen und dabei Goldschürfen mit dem Fischen von Rotbarsch in einem besonders schönen Abschnitt des Fjords kombinieren.
„Statt uns gegenseitig auszubooten“, sagt er „versuchen wir lieber, einen größeren Kuchen zu backen. Es gibt hier doch so viele Möglichkeiten für Geotourismus.“
In Südgrönland bietet Jewel Stones of Greenland maßgeschneiderte und bis zu zwei Wochen lange Geotouren an. Die Touren von Jewel Stones konzentrieren sich auf die einzigartigen Mineralien aus der Ilimaussaq-Intrusion, einer Gegend mit dutzenden Mineralien, die nur in Grönland zu finden sind. Einige davon sind fluoreszierend und viele sind echte Schätze.
Destination Südgrönland ist dementsprechend eine großartige Quelle für aktuelle Informationen über regionale Anbieter.
In einigen grönländischen Städten wie u.a. Nuuk und Sisimiut sind Werkstätten ansässig, in denen Einheimische selber herstellen und auch verkaufen. Viele Gegenstände (auch Schmuck) werden aus Pelz und Knochen gefertigt, Schnitzereien aus Speckstein sind aber ebenfalls sehr gebräuchlich und manchmal werden auch andere Steine verwendet. Speckstein hat für Grönländerinnen und Grönländer eine lange kulturelle Bedeutung, da sie ihn früher für viele Haushaltsgegenstände verwendet haben.
In Nuuk können Besuchende einen Termin ausmachen, um Palle Møller zu besuchen, einen einheimischen Schmuckhersteller, der in seiner Werkstatt Kassoq aktiv ist. Palle fertigt Schmuck auf Bestellung und arbeitet insbesondere mit grönländischen Edelsteinen und mit Gold aus Südgrönland, wie auch mit besonderen Mineralien für Sammler.
In Nuuk befindet sich außerdem der Showroom Greenland Ruby, in dem vielfältige Rubine unterschiedlicher Qualitäten und Größen verkauft werden. Sie stammen aus der ungefähr 160 km entfernten Mine südlich der Stadt. Hier gibt es auch eine große Auswahl an Rubinschmuck im Angebot.
Andernorts in Grönland ist das Schmucksortiment von PANIKPANIK sehr beliebt und vielerorts zu erwerben. Alle Stücke sind von grönländischen Künstlerinnen und Künstlern gefertigt und verwenden heimische Steine und Edelmetalle.
Eine treibende Kraft der neuen Geotourismus-Aktivitäten sind besondere Klein-Abbaulizenzen, die speziell für Einheimische entwickelt wurden. Eingeführt 2010 wurden diese Klein- oder Handwerks-Abbaulizenzen geschaffen, um einheimischen Anbietern ein Einkommen zu ermöglichen. Die Lizenz gilt nur für ein kleines Gebiet und ein kleines Unternehmen. Sie ist darauf angepasst, die einheimische Industrie zu unterstützen und steht nur Menschen offen, die seit mindestens fünf Jahren in Grönland ansässig sind. Seit diese Lizenzen eingeführt wurden, haben Grönländer schnell das Potential erkannt, diese nicht nur für den Abbau und Verkauf von Steinen wie Rubinen, Speckstein oder besonderen grönländischen Mineralien für Sammler, sondern auch für den Geotourismus zu verwenden. Inhaber dieser Kleinlizenzen können Touristen in die Gegend befördern, für die sie eine Abbaulizenz haben, damit die Reisenden dort selbst Steine sammeln oder diese beim Lizenzhalter kaufen können. Touristen dürfen ausschließlich Mineralien und Steine aus Grönland ausführen, wenn sie diese von einem Einheimischen gekauft haben und eine Quittung vorlegen können.
In Grönland entstehen immer neue Möglichkeiten für Geotourismus. Touristen haben jetzt die Gelegenheit, von der umwerfenden Geologie Grönlands nicht nur erstaunt zu sein, sie können nun tatsächlich von den Einheimischen lernen, die diese Landschaft kennen – wie sie geformt wurde, wo die echten Schätze liegen – und sie dürfen sogar ein kleines Stück dieses Schatzes mit nach Hause nehmen.
Es gibt zwei Fernsehserien, deren Handlung um die Geologie in Grönland kreist.
Frozen Gold (2021) ist eine Originalserie bei The Weather Channel und folgt dem Alltag von 6 Amerikanerinnen und Amerikanern auf der Suche nach Reichtum in Gegenden Grönlands, die durch den Klimawandel kürzlich vom Eis befreit wurden.
Ice Cold Gold (2013-2015) folgt einer Mannschaft von Bergarbeitern aus den USA – die zu den Ersten zählten, die in abgelegenen Teilen Grönlands nach Gold und Edelsteinen suchten.