Mikrobrauereien gelten überall in der Welt als hipp und trendy. Doch in Grönland gibt es tatsächlich nur diesen einen Weg Bier herzustellen: per Hand und aus regionalen Produkten. Brewery Immiaq, in Ilulissat ansässig, ist eine der größten Brauereien in Grönland. Anders herum ist es auch eine der kleinsten, da es nur zwei Produktionsstätten für Bier im ganzen Land gibt.
Brauereien sind in Grönland standardmäßig Mikro, da sie kleine Städte und Siedlungen beliefern. Die größte Mikrobrauerei ist Godthaab Bryghus in Nuuk. Die andere ist die Brewery Immiaq, welche mit Murphy’s Diskotek, Cafe Iluliaq und Ice Cap Tours verbunden ist. Als Zusammenschluss nehmen diese unterschiedlichen Einrichtungen eine wichtige wirtschaftliche wie gesellschaftliche Position für die 4500 Einwohner von Ilulissat ein.
Brewery Immiaq, in Ilulissat ansässig, ist eine der größten Brauereien in Grönland.
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Eine Person ist dafür verantwortlich, das Bier aus der Brauerei Immiaq herzustellen. Sein Name ist Andreas und er kam vor zwei Jahren gemeinsam mit seiner Freundin nach Grönland. Man könnte sagen, dass sein Weg zum Braumeister unorthodox war, nachdem er sowohl als Koch wie auch als Mitglied der Königlichen Leibgarde in Dänemark gearbeitet hatte. Verständnis für den richtigen Geschmack, Geduld und Präzision sind für die Qualitätskontrolle bei der Bierherstellung sehr wichtig. Beispielsweise muss alles Bier innerhalb von einer nur um 2 Grad abweichenden Temperatur gebraut werden.
„Es ist ziemlich einfach Bier herzustellen, doch es ist schwierig das gleiche Bier zu brauen. Es ist ebenfalls leicht gutes Bier zu machen, doch wird es wieder sehr schwierig das gleiche gute Bier immer wieder zu produzieren“, sagt er, fast schon laut denkend.
Brewery Immiaq ist ein schlicht aussehender Ort, doch dies ist der Geburtsort von 11 unterschiedlichen Arten klassischer und spezieller Biere. Ein paar große silbrig glänzende Zylinder, wo die Gärung stattfindet und Regale voller Bechergläser und Messgeräten verleihen dem Raum den Charme einer Apotheke. Man kann die Einflüsse von Hopfen und Gewürzen riechen. Kleine Plastiksäckchen mit getrockneten Kräutern warten in den Regalen darauf, in den Prozess des Bierbrauens eingebunden zu werden. In diesem Raum werden Qualitätsbiere gebraut, obwohl in Grönland schon die einfachsten Probleme nach kreativen Lösungen verlangen.
„Da in Grönland nicht alles so einfach erhältlich ist, muss man kreativ denken“, erzählt Andreas.
Die früheren Besitzer der Brauerei versuchten Eisbergwasser in allen ihren Bieren zu verwenden, doch das funktionierte nicht.
„Fischer wurden geschickt, um Eisbrocken aus den Eisbergen zu meißeln, da es verboten ist, mehr als 30 Kilo Eis mit einem Mal mitzunehmen. Dann mussten die Brauer die Eisbrocken in kleine Stückchen zerteilen und diese schmelzen, damit sie durch die golfballgroßen Öffnungen der Kanister passten“, erklärt Andreas.
1000 Liter Wasser mit dieser Methode durch die kleinen Öffnungen einzuführen, stellte sich als zu teuer und zeitraubend heraus. Deshalb wurde die Idee fallengelassen und Immiaq Brewery nutzt heute frisches regionales Wasser und würzt die Biere mit grönländischen Geschmacksnoten.
Dieses Jahr rechnet Immiaq damit, etwa 20 000 Liter Bier herstellen zu können. Man hofft dabei auch darauf, in andere Regionen des Landes exportieren zu können – etwa nach Südgrönland, wo ein spezielles Ale aus grönländischem Honig nachgefragt wurde.
Aktuell umfasst das Sortiment beliebte Geschmacksrichtungen wie u.a. ,Taseq’, was See bedeutet und mit arktischem Thymian bereichert ist; ein knackig erfrischendes Bier namens ,Ullorissat’, was Nachthimmel heißt und aus schwarzen Krähenbeeren hergestellt wird; ,Qaqqaq’ (dt. Berg), ein grönländisches Kräuterbier, dessen Geschmack an eine Wanderung in den Bergen erinnert.
„Wenn ihr also am Ende des Tages noch nicht genug von der Natur hattet, habt ihr jetzt auch noch die Möglichkeit sie zu trinken“, sagt Andreas mit einem Grinsen.