Sie reisen nach Grönland
…und brauchen eine Netzanbindung? Touristen können beim TELE-POST Center vor Ort eine Prepaid-SIM-Karte kaufen. Für weitere Informationen siehe https://telepost.gl/english/tusass-prepaid.
Seit der Helikopter vor fünfzehn Minuten in das Fjordsystem von Nuuk gestartet ist, war keine Spur von Zivilisation mehr zu sehen. Der Blick wird beherrscht von steilen Klippen: Hohe Gipfel ragen in den Himmel auf und vertikale Felswände fallen steil ab bis in den Ozean. Vereinzelte Eisberge glitzern wie Diamanten im tiefen Blau des Wassers. Es scheint, als hätte noch kein Mensch jemals einen Fuß in dieses Land gesetzt.
Wir allerdings sind ein paar Menschen, die dicht an dicht zusammen im Passagierabteil eines Helikopters vom Typ AS350 sitzen. Unser Ziel heißt Qingaaq, eine Station der TELE-POST auf einer Hügelkuppe, die dort unterhalten wird, um das Internet- und Telefonnetz zu betreiben, das wir heutzutage alle so dringend brauchen. Bevor wir abgehoben haben, hat der Techniker mit dem Finger auf einen Punkt auf der Landkarte gezeigt, an dem sich unser Ziel befindet.
Unser Ziel heißt Qingaaq, eine Station der TELE-POST auf einer Hügelkuppe, die dort unterhalten wird, um das Internet- und Telefonnetz zu betreiben, das wir heutzutage alle so dringend brauchen.
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Qingaaq ist für TELE-POST ein wichtiger Standort. In einer kurzen Flugdistanz, 20 Minuten von Nuuk entfernt, befindet sich Qingaaq in einer strategischen Lage auf dem höchsten Gipfel der Gegend, wodurch eine größere Reichweite gewährleistet wird. Von Internet bis Fernsehen, Funk und sogar VHF-Funk für die Flugverkehrsüberwachung – diese Höchstleistungsstation hält die gesamte Telekommunikation in der Hauptstadtregion aufrecht und am Laufen.
Hier oben, auf 1600 Metern über dem Meeresspiegel, muss man mit dem Allernötigsten auskommen. Zwei orangefarbene Gebäude beherbergen ein Kraftwerk und einen Generator. Eine kleine silberne Hütte dient als Schutzgebäude. Für den Helikopter gibt es eine hölzerne Landeplattform. Und dann ist da noch ein Sendemast. Ansonsten gibt es hier nicht viel zu sehen – außer einem absolut unbezahlbaren Ausblick! Vor uns erstreckt sich ein 360-Grad-Rundumblick auf großartige Berggipfel, mit dramatischen Felswänden auf der einen Seite unseres Gipfels hin zu uralten, von den Naturgewalten abgerundeten Hügelkuppen auf der anderen. Hier, so wird mir gesagt, muss man aufpassen, wo man hintritt. Einmal zu kräftig aufgetreten und man kann bis zu den Oberschenkeln im Schnee versinken. Auch dem Rand sollte man nicht zu nahe kommen, da dort ein ‚gefährlicher 500 Meter tiefer Abgrund‘ gähnt. Gesunder Menschenverstand heißt das Stichwort, wenn man auf einem Berggipfel arbeitet.
Wenn die gesamte Bevölkerung eines Landes mit 57.000 Menschen in ein Fußballstadion passt, aber in kleinen Gemeinden entlang den Küsten Grönlands verstreut lebt, stellt das die Telekommunikation vor große Herausforderungen. Das ist einer der Gründe, weshalb Grönland meist entlang der Westküste des Landes etwa 60 Stationen unterhält. Und weshalb TELE-POST Mitarbeiter wie Hartvig beschäftigt.
Ein Besuch bei einer Station ist für Hartvig, der quasi sein gesamtes Berufsleben auf unzugänglichen Berggipfeln verbringt, nichts Besonderes. Hartvig, ein sanftmütiger und ruhiger Grönländer, ist elektrischer Berater, könnte aber auch der Fliegende Tele-Krieger genannt werden. Er ist Teil eines achtköpfigen Techniker-Teams, das die 60 im ganzen Land verteilten Stationen aufgebaut hat und für deren Wartung zuständig ist. Hartvig und sein Team arbeiten so häufig auf den Stationen, dass nur wenige ihrer Kollegen bei TELE-POST wissen, wo sie sich gerade befinden.
Wartungsarbeiten fallen ständig an. Bei unserem heutigen Besuch auf der Station betanken Hartvig und sein Kollege die Generatoren neu. Sie arbeiten eng mit einem erfahrenen Air Greenland Piloten zusammen, der erst das Personal absetzt und dann mit einer Frachtladung von jeweils 700-Kilo-Fässern Benzin hin und her fliegt. Nachdem der Helikopter von einem kleinen Punkt am Himmel zu einer mächtigen Maschine herangewachsen ist, die nun über uns schwebt, hilft Hartvig dem Piloten per Handzeichen, die Schlinge zu entladen. Hin und wieder scheint der Pilot seine Schwebemanöver regelrecht seitwärts zu fliegen, um die Ladung des Helikopters abzusetzen. Sobald das Fass sicher am Boden angekommen ist, beginnen die Tele-Techniker mit dem Auftanken. Dann warten sie darauf, dass der Pilot mit der nächsten Ladung zurückkehrt. Diese Übung wiederholen sie innerhalb von zwei Tagen insgesamt sechzehn Mal. Das erfordert eine detaillierte logistische Planung, Koordinierung, Geduld und gutes Wetter. Zu diesen Stationen, einschließlich Qingaaq, gehören Kraftwerke, die unter anderem den Bedarf für die ständig steigende Nachfrage nach Internet und Netzanbindung in Grönland decken.
Hier oben in der Arktis ist ein Internetanschluss sehr teuer, aber scheinbar ist den Grönländern für die Anbindung kein Preis zu hoch. In der Tat sind in Grönland 61.700 Mobilfunkverträge registriert – das sind mehr Verträge als Einwohner im gesamten Land. Das Internet wird zweifellos zunehmend schneller und günstiger. Doch die meisten Grönländer wissen gar nicht, dass die Techniker von TELE-POST tagelang an unglaublich abgelegenen Orten arbeiten, damit die Massen bequem zuhause im Internet surfen können. Sehr viele Menschen gehen, selbst in Grönland, fest davon aus, dass sich ein Internet- und Telefonnetz in der heutigen hypervernetzten Welt (schnell) reparieren lässt. Aber in der Arktis kann es viel komplizierter aussehen…
TELE-POST bietet drei unterschiedliche Netzinfrastrukturmodelle an – Digitalfunk, Seefunk und Satellitendienste. Jede Dienstleistung ist mit eigenen Herausforderungen verbunden, aber wenn es doch einmal zu einem wesentlichen Störfall kommt, der die Verbindung beeinträchtigt, sind Hartvig und seine Tele-Krieger-Gefährten innerhalb von einer Stunde startbereit. Er kann ein Lied davon singen, dass es etwas komplizierter ist, als einfach hinzufliegen, den Fehler zu analysieren und wieder wegzufliegen.
Während der langen grönländischen Winter gibt es nur ein paar Tage, an denen die Lichtbedingungen optimal sind. In einem besonders schneereichen Jahr musste ein Techniker sich zehn Meter tief durch den Schnee graben, nur um die Tür zu erreichen. Dann musste er sich damit herumschlagen, ein tiefgefrorenes Schloss aufzuschließen. In manchen Fällen betrifft eine Störung gleich mehrere Stationen auf einmal; dann müssen die Techniker mit den Air Greenland Helikoptern von Berg zu Berg pendeln. Außerdem können schlechte Wetterbedingungen oder technische Probleme auch bedeuten, dass man für mehrere Tage an einer der Stationen festsitzt. Deshalb hat jede Station für den Notfall eine Schutzhütte. Auch Trockenlebensmittel sind immer mit im Gepäck. Für alle Fälle. Um in diesem Job zu überleben, muss man einen kühlen Kopf bewahren. Man muss in jeder Situation auf alles vorbereitet sein. Und zugleich muss man darauf gefasst sein, zu warten und nichts zu tun. Wenn man für ungewisse Zeit an einem kleinen, beengten Ort festsitzt, wird die eigene Willensstärke auf eine schwere Probe gestellt. In diesem Fall hat man auf diesen Hügelkuppen wenigstens WLAN – und eine Aussicht, die in #cabinporn mit Sicherheit Platz eins belegen würde!
Momentan sind Breitband-Internetdienste in den größeren Städten Nuuk und Qaqortoq verfügbar, aber selbst in abgelegenen Siedlungen kann man telefonieren oder das Internet nutzen. Auch Jäger, die in abgeschiedenen Gemeinden ihrer traditionellen Lebensweise nachgehen, nutzen die Wunder der modernen Welt: So kommunizieren und navigieren sie an Orten ohne Mobilfunkanbindung per Satellitentechnologie und sie feiern ihre Jagderfolge, indem sie Selfies schießen und sie bei ihrer Rückkehr nach Hause auf Facebook veröffentlichen.
TELE-POST hat sich der ehrgeizigen Mission verpflichtet, die Telekommunikation für alle Einwohner zu verbessern: Eines ihrer wichtigsten Ziele ist es, 92 % der grönländischen Bevölkerung innerhalb der nächsten Jahre Zugang zu Hochgeschwindigkeitsinternet zu ermöglichen. Es gibt große Pläne für ein Seekabel-Projekt, in dessen Rahmen das Kabelinternet von Nuuk über Maniitsoq und Sisimiut nach Aasiaat erweitert werden soll. Neben dem Seekabel wird außerdem bereits daran gearbeitet, eine Hochleistungs-Funkrelaiskette von Aasiaat nach Qasigiannguit und Ilulissat einzurichten und die bestehende Funkrelaiskette von Uummannaq nach Upernavik auszubauen. Das gesamte Projekt zielt darauf ab, die Telekommunikationssituation für 20.000 Einwohner zu verbessern. Eine ganze Menge Leute, die ein langsames Internet gewohnt sind, werden vermutlich nicht wissen, wie ihnen geschieht!
Zurück in Qingaaq scheint die Sonne und es ist völlig windstill. Das Auftanken ist in vollem Gange und kann planmäßig abgeschlossen werden. An Tagen wie diesem ist es nicht übel, auf einem Berggipfel zu arbeiten. Wären die Bedingungen doch nur immer so optimal! Vielleicht können Sie beim nächsten Mal, wenn die Internetverbindung langsam ist und Sie frustriert aufheulen möchten einfach tief durchatmen und sich bewusst machen, wie gut Sie es haben, so schön gemütlich zuhause. Denken Sie daran, dass da vielleicht ein paar Tele-Krieger irgendwo in Grönland auf einem Berggipfel festsitzen und ihr Bestes geben, um Ihr Internet wieder zum Laufen zu bringen.