VERRÜCKT DURCH DAS EIS ODER VERRÜCKT NACH DEM EIS?
„Ich wünsche euch viel Spaß!“ Mit diesen Worten verabschiedete sich der Hubschrauberpilot, Tim, von mir, bevor er wieder abhob, nachdem er uns in sicherer Entfernung von den Eisspalten, die sich einige Kilometer hinter uns in Richtung Küste erstreckten, auf dem Eis abgesetzt hatte.
„Letzte Woche musste ich einen Mann mit Schüttelfrost hier draußen auf dem Eis abholen“, fügte er mit einem wissenden Lächeln noch hinzu.
Außer uns auf der anderen Seite des Eises von einem der Air Greenland S-61 Helikopter abholen zu lassen, wollten wir keine weitere Hilfe von Außen in Anspruch nehmen. Es sollten jedoch 11 Tage vergehen, bevor es soweit war, und in dieser Zeit mussten wir viele schwierige Situationen meistern.
Doch vor Beginn unseres Abenteuers mussten wir erst einmal einige Tage lang den Schlitten auf Vordermann bringen, der schon seit mehreren Wochen das Eis überquert hatte, bevor wir schließlich an der Reihe waren, uns Ramóns unglaublicher Reise über die ewigen Eisfelder Grönlands anzuschließen.
WIND UNTER DEM DRACHEN UND SURFEN AUF DEM INLANDEIS
Als wir endlich fertig waren und der Wind aus der richtigen Richtung wehte, bereiteten wir die Abfahrt vor. Das bedeutete, dass man mit dem Drachen 300 Meter gegen den Wind gehen und ihn vorsichtig auf dem Eis entfalten musste.
Wir mussten uns vergewissern, dass die Leinen nicht verheddert waren und der Drachen von seinem letzten Einsatz keine Risse oder Löcher aufwies. Sobald der Fahrer, oder Pilot, fertig ist, gibt er ein Handzeichen, und derjenige, der den Drachen in die Luft wirft, bis der Wind seine Arbeit tut und ihn vollständig anhebt, muss extrem aufpassen, nicht vor den Drachen zu geraten und sich im Drachen oder in den Leinen zu verwickeln.
Der erste Versuch war erfolgreich und plötzlich setzte sich der Schlitten mit einem Ruck in Bewegung und alles, was wir hörten, war das sanfte Rauschen des Windes und das leise Flattern des Drachen, der vor uns über dem Horizont schwebte. Es war ein eigenartiges Gefühl, sich quasi geräuschlos über das Eis zu bewegen und dabei rundherum nichts zu sehen als Eis, blauen Himmel und nur einige wenige, kleine, tief ziehende Wolken.
Der Vergleich mit einer Expedition auf einer Segelyacht in der karibischen See, mit einem sanften Wind, der einem um die Nase streicht, mag vielleicht nicht offensichtlich sein, aber mit der strahlenden Sonne, die uns wärmte, der reinen Luft und einfach nichts als Natur, die uns umgab, hatten wir tatsächlich das Gefühl, uns auf unserer ganz eigenen Expedition hinaus in die Mitte von Nirgendwo zu befinden.