Probieren Sie eine Expeditionskreuzfahrt aus und entdecken Sie die grönländische Inuitkultur und die atemberaubenden Fjorde, verbunden mit dem Komfort eines schwimmenden Hotels.
Der Autor war an Bord der Fram mit freundlicher Genehmigung von Hurtigruten und 50 Degrees North.
Es war einer dieser Tage, die mich an den australischen Sommer erinnerten: ein tiefblauer Himmel, eine leichte Brise, das unendlich weite Meer. Es war Juni und unsere Expedition auf dem eissicheren Schiff, der MS Fram von den Hurtigruten, ging entlang der Buchten und Fjorde der grönländischen Westküste und rund um die Disko-Bucht. Wir wurden von strahlend blauem Himmel begleitet, welchen wir einem beständigen Hochdruckgebiet zu verdanken hatten.
In den 10 Tagen habe ich nur ein anderes Kreuzfahrtschiff gesehen. Wir besuchten winzige Siedlungen entlang einer bergigen, schneebedeckten Küste und fuhren Kajak zwischen den Eisbergen. Unter den Passagieren war ich gestern noch ein Fremder und heute schon ein Freund. Aber nichts bereitete mich auf das vor, was kommen sollte – meine erste und wahrscheinlich einzige Begegnung mit dem produktivsten Gletscher der nördlichen Hemisphäre.
Als Australier habe ich nie etwas Ähnliches erlebt, obwohl ich bereits Bilder davon gesehen hatte. Ich wollte meine Eindrücke des Ilulissat-Eisfjords nicht von lauten Booten, dem Donnern eines Hubschraubers oder dem lauten Klicken der Kameras meiner Expeditionsbegleiter beeinträchtigen lassen.
Jeder hatte seine Pläne, die letzten Kilometer hinter sich zu bringen, um es mit eigenen Augen zu sehen. Die Vorfreude stand allen ins Gesicht geschrieben. Taxis, Fahrräder, lokale Boote und Polarzirkelboote der Fram, alles war bereit.
Peter, ein pensionierter Däne und einer meiner neuen Freunde, charterte sich einen Hubschrauber, um die Verwandlung Ilulissats in den letzten 30 Jahren aus der Luft zu sehen. Der Ansturm von Bord zu gehen verhielt sich gerade noch in den Grenzen des zivilisierten Verhaltens.
„Aber nichts bereitete mich auf das vor, was kommen sollte - meine erste und wahrscheinlich einzige Begegnung mit dem produktivsten Gletscher der nördlichen Hemisphäre.“
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Dann ganz aus dem Nichts, inmitten aller Aufregung, erinnerte ich mich an die Worte des Existenzialisten Jean-Paul Sartre, der einmal sagte: „Die Hölle sind andere Menschen“, und ich konnte seine Gefühle nachempfinden.
Also nahm ich ein Blatt aus dem Handbuch des Philosophen, welches besagt, dass es besser ist, sich auf eigene Faust einem Ziel zu nähern und so entschied ich mich, alleine zum Eisfjord zu gehen.
Es war nicht weit – ein freies Boot zum Hafen, dann durch Ilulissat, die trotz ihrer nur 5000 Einwohner die drittgrößte Stadt des Landes ist. Sartre hätte es hier geliebt.
Ich ging durch die Stadt an einem Supermarkt und einigen angebundenen Hunden vorbei, folgte einem Pfad über das wellige Tuch der Tundra mit ihren langen Gräsern und dem farbigen Boden, der von Zwergbirken und wildem Rosmarin bedeckt war.
Dann eröffnete sich mir eine atemberaubende Aussicht auf eine berghohe weiße Wand. Ich fühlte mich bei diesem Anblick wie ein Zwerg. Es war dieser Grand-Canyon-Moment, nur etwas intensiver. Ich wusste es. Der Grand Canyon lag direkt vor meinen Augen, oder nicht? Das Ganze war in Bewegung…
Die Eisberge kalben von der Gletscherfront. Diese liegt geschützt vor den Blicken aller – mit Ausnahme derer, die sich einen Hubschrauber chartern. Ilulissat ist Grönlands größtes „Förderband“ und produziert ein Zehntel der Eisberge des Landes.
Ich kletterte auf einen Felsvorsprung, um einen besseren Ausblick auf einige dieser Giganten zu erlangen, die so groß sind, dass sie auf ihrem Weg in den atlantischen Ozean nicht ganz schmelzen und bis zum vierzigsten Breitengrad driften – die gleiche Höhe auf der auch New York liegt.
Wenn ich hier ein Jahr säße, so würden 35 Millionen Tonnen Eis direkt vor meinen Augen vorbeitreiben. Das ist ein Fakt, der es wert ist, dafür zu sparen.