Dort wo ich lebe, im Norden Schottlands, habe ich das große Glück, sehr einfach die schönsten Orte in der Wildnis besuchen zu können, die dieses zerklüftete und wunderschöne Land zu bieten hat: von fernen Bergen und Mooren, zu den Seen (Lochs) und Flüssen formenden Gletschern. Das Wandern mit einer Fliegenrute im Gepäck eröffnet die Möglichkeit, Bachsaiblinge zu fischen, manchmal auch Lachse und zu ganz seltenen Gelegenheiten auch mal Seesaiblinge, die in unseren tiefsten Seen von Land umschlossen werden.
Es sind diese wilden Orte daheim, an denen ich lernte, die Schönheit und die Wunder zu schätzen, die uns umgeben. Sie entfachten meine Begeisterung, diese einsamen Orte meines Heimatlandes über die Ufer hinaus zu entdecken. Ich sehne mich sehr danach, andere zerklüftete, schöne und unberührte Orte im Norden zu besuchen, zu entdecken und zu erleben, die in ihrer heutigen Ausformung dasselbe Schicksal teilen, in den Händen des nun sich zurückziehenden Eises zu liegen.
Die möglichen Destinationen sind ziemlich kostspielig, aber ein Ort ragte aus allen anderen hervor und wurde zu dem Ziel, das ich einfach besuchen und erleben musste: Grönland.
Und da war es natürlich perfekt, dass Visit Greenland jemanden suchte, der genau das tun wollte: einen neuen grönländischen Tourenanbieter namens West Greenland Wildlife zu besuchen und darüber zu berichten. West Greenland Wildlife wird vom Besitzer Leif Fontaine betrieben. Er befand sich gerade in der sehr frühen Entwicklungsphase, den kleinen Fluss touristisch zugänglich zu machen, der sich durch die Jagdgründe seiner Familie bei Sassannguit schlängelt.
Direkt am Polarkreis in Westgrönland gelegen, gab der Fluss Sassannguit genau das Versprechen ab, Saiblinge in exakt dieser unberührten Natur fischen zu können, auf die ich hoffte. Aber erst einmal musste ich dort hinkommen.
Reise nach Grönland
Nach Grönland zu reisen, geht tatsächlich ziemlich direkt und sehr einfach. Zunächst reisen Sie in die dänische Hauptstadt Kopenhagen und von dort weiter zu Grönlands Hauptflughafen Kangerlussuaq im Westen Grönlands. Hier gab es einen kleinen Zwischenstopp und dann ging es mit einem kleineren Turbopropellerflugzeug, einer Dash-8, weiter. Nach einem halbstündigen Flug gen Norden nach Sisimiut wurde ich von Leif und seiner wunderbaren Gattin Agathe herzlich begrüßt.
Sisimiut
Wir wollten erst am nächsten Morgen nach Sassannguit aufbrechen, womit ich die Gelegenheit bekam, die historischen Viertel von Sisimiuts altem Stadtkern zu erkunden und mich gleichzeitig von den modernen Seiten der farbenfrohen Stadt begeistern zu lassen.
Sisimiut ist Grönlands zweitgrößte Stadt hinter der Hauptstadt Nuuk und ich muss zugeben, dass ich nicht erwartet hatte, einen so dynamischen Ort vorzufinden, wo doch diese größte Stadt in Nähe des Polarkreises nur ungefähr 6.000 Einwohner zählt.
Früher war sie bei ihrem Kolonialnamen Holsteinsborg bekannt, ist aber schon seit ungefähr 4.500 Jahren von Inuit besiedelt. Die heutige Bevölkerung Grönlands speist sich aus Inuit und Dänen, die hier zuerst in den 1720’er Jahren siedelten. Noch früher kamen die Niederländer hierher, um Walfang zu betreiben, wofür Sisimiut perfekt gelegen war, da der Hafen – gemessen an anderen Stellen in dieser Region Grönlands – für eine relativ lange Saison eisfrei bleibt.
Friedliche Stille
Sobald der Motor ausgeschaltet war und wir am Lager anlegten, wurde die friedliche Stille allgegenwärtig, die dieser Ort ausstrahlte. Alle Hände wurden benötigt, um die Vorräte vom Boot zu entladen, auszupacken und sich einzurichten, bevor eine Fliege ausgeworfen werden konnte. Dies war aber in keiner Weise lästig oder unangenehm. Es gehörte zum Abenteuer dazu und ich fühlte mich dadurch angekommen, um das erste Mal meine Angel in diesem altehrwürdigen Fischgrund auszuwerfen.
Mein Quartier war ein großes Glockenzelt mit Campingbett und Fellen, falls ich diese brauchen sollte. Es gab einen kleinen Heizofen, der sicherstellte, dass mir nicht zu kalt wurde, und mehr als genügend Platz, um meine Ausrüstung zu verteilen oder sogar Gummistiefel und Jacken bei Bedarf zum Trocknen aufzuhängen. Hier im frühen August unter einem Himmel zu schlafen, der nicht dunkler als das Abendlicht wurde, dazu diese völlige Stille und frische Luft, machen diese mit zu den entspanntesten Nächten, die ich jemals erlebt habe.
Erkundungen
Tag zwei im Camp war ein weiterer großartiger Sonnentag und der Tag, den wir dafür ausgewählt hatten, stromaufwärts zum ersten der beiden großen Seen zu wandern, die wenige Kilometer vom Camp entfernt liegen und wo Leif mir zeigen wollte, was aus seiner Sicht zum besten beim Fischen zählt.
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