Die grönländische Insektenfauna verzeichnet relativ wenige Arten. Es sind „nur” etwa 1.200 Arten von Insekten, Spinnentieren und anderen kleinen Tieren bekannt. Zum Vergleich dazu sind in Dänemark ungefähr 20 Mal so viele Arten verzeichnet.
Die isolierte Lage und das arktische Klima setzen eine natürliche Grenze für die Anzahl der Kleintiere.
Hier werden einige der verbreitetsten und sichtbarsten Insekten (Sechsbeiner) und Spinnen (Achtbeiner) vorgestellt. Am meisten plagen uns die gut bekannten Stechmücken, Gnitzen und zahlreiche Fliegenarten, die in den Perioden mit windstillem und warmem Wetter im Sommer ganz schön lästig werden können.
Arktischer Perlmuttfalter
Pakkaluaq qillaalasortalik (GL)
Arctic Fritillary (EN)
Boloria chariclea (LAT)
Der Arktische Perlmuttfalter ist der am häufigsten vorkommende von Grönlands lediglich fünf Schmetterlingsarten. Er trägt ein schönes Orange mit einem Muster aus schwarzen, asymmetrischen und V-förmigen Flecken. Auf seinen Flügelunterseiten finden sich perlmuttfarbig schimmernde, weiße Flecken. Seine Flügelspannweite beträgt 3-4 cm. Normalerweise ist das Weibchen dunkler als das Männchen.
Der Arktische Perlmuttfalter ist in blumenreichen und relativ trockenen Bergregionen in ganz Grönland anzutreffen, im Süden allerdings nur in Höhenlagen. Klimaveränderungen können für diese und andere hocharktische Insektenarten das Leben erschweren, da sie an kühle Sommer angepasst sind.
Diese Schmetterlinge fliegen von Ende Juni bis August, wo sie die meiste Zeit damit verbringen, einen Partner zu finden, Nektar zu saugen und sich zu sonnen. Gegen Ende des Sommers werden die Eier gelegt. Ihre Larven sind graubraun mit hellen Stacheln und schwarzem Haar. Sie fressen sich fett, bevor sie in den Winterschlaf gehen, der bis zum Frühjahr andauert, anschließend verpuppen sie sich dann. Man geht davon aus, dass als Wirtspflanzen der Larven Weiden und Silberwurzen fungieren, ansonsten ist über die Schmetterlinge in Grönland wenig bekannt.
Der Arktische Perlmuttfalter ähnelt stark dem Polaren Perlmuttfalter, der aber nur im hocharktischen Nord- und Nordostgrönland beheimatet ist.
Arktischer Colias (Gelbling)
Pakkaluaq sungaartoq (GL)
Northern Clouded Yellow (EN)
Colias hecla (LAT)
Dieser Schmetterling fällt sofort ins Auge. Die Rückenseite des Männchens ist in ein markantes orangegelb getaucht und hat dunkle Flügelkanten. Das Weibchen ist etwas sumpfig-matter gefärbt, hat aber deutliche gelbe Flecken in den dunklen Flügelkanten. Beide Geschlechter haben einen orangeroten Fleck mitten auf dem Heckflügel. Die Flügelunterseite ist gelbgrün und wird von einem pinken Streifen eingerahmt. Die Flügelspannweite beträgt 3-4,5 cm.
Der Colias ist wie der Arktische Perlmuttfalter verbreitet, kommt aber selten in Südgrönland vor.
Die erwachsenen Schmetterlinge fliegen von Ende Juni bis August. Sie fliegen flach über der warmen Erdoberfläche und setzen sich für gewöhnlich mit zusammengefalteten Flügeln, während die anderen Arten ihre Flügel ausbreiten, wenn sie sich sonnen. Die Larven sind grün mit weißgelben Streifen länglich des Körpers.
Arktische Hummel
Issittup igutsassua (GL)
Arctic Bumblebee (EN)
Bombus polaris (LAT)
Die Arktische Hummel (Bombus polaris) ist eine dichtbehaarte Hummel mit Querstreifen aus gelborangenem beziehungsweise schwarzem Haar. Sie ist in ganz Grönland verbreitet, im Süden sieht man sie besonders weit oben in den Bergen.
Die Arktische Hummel ist ein soziales Insekt, das ganzjährige „Gemeinschaften” in kleinen Mooshaufen einrichtet. Die Königin legt Eier und die Arbeiterinnen sammeln Pollen und Nektar und halten das Nest in Ordnung.
Gegen Ende des Sommers schlüpfen nicht nur Arbeiterinnen, sondern auch männliche Tiere (Drohnen) und potentielle neue Königinnen. Nach der Paarung sterben die Drohnen, während die befruchteten Königinnen sich in den Winterschlaf begeben. Im nächsten Frühjahr werden die Königinnen wieder beim Fliegen gesichtet, auch wenn das Land noch schneebedeckt ist, da sie bereits Ausschau nach einem neuen Nest halten.
Die Arktischen Hummeln haben einen tödlichen Verwandten, die Nördlichen Hummeln, die ihnen optisch sehr ähneln, aber aggressive Nestschmarotzer sind. Die etwas größere Königin der Nördlichen Hummel dringt in den Wohnraum der Arktischen Hummel ein, tötet die Königin, übernimmt die Arbeiterinnen und versklavt diese, um ihre eigenen Larven aufzuziehen.
Fun Fact: Ihnen ist vielleicht schon aufgefallen, dass man in verschiedenen grönländischen Städten lokal produzierten Honig kaufen kann. Dieser Honig wird in Narsarsuaq hergestellt und zwar von einer komischerweise importierten Art: der Dunklen Europäischen Biene. Wenn Sie Lust haben, den arktischen Honig zu probieren, können Sie diesen im ganzen Land kaufen.
Grönländischer Marienkäfer
Aamanganiaq (GL)
Transverse Lady Beetle (EN)
Coccinella transversoguttata (LAT)
Ein 4-6 mm großer, roter Marienkäfer mit vier schwarzen Punkten. Frisch geschlüpft sind sie zartgelb.
Grönländische Marienkäfer sind in ganz Grönland mit Ausnahme des hohen Nordens verbreitet. Ihre kräftigen Farben warnen Raubtiere (Vögel) davor, dass sie giftig sein könnten, obwohl sie das gar nicht sind.
Am häufigsten sieht man sie in den trockeneren Gebieten im Inland, insbesondere auf den Zwerg-Birkensträuchern. Die erwachsenen Tiere überwintern und legen im Frühjahr ihre Eier. Ausgewachsene Tiere, Larven und Puppen sieht man oft zusammen. Sowohl die erwachsenen Käfer als auch die Larven ernähren sich von Blattläusen und Schildläusen.
Außer ihnen ist nur noch eine weitere Marienkäferart in Grönland bekannt, die etwas kleiner (2 mm), braun und schwarz und komplett beharrt ist: Nephus redtenbacheri. Er kann zahlreich im Dickicht und Weideland in Südgrönland vorkommen.
Großer Grönländischer Gelbrandkäfer
Minngoq (GL)
Diving Beetle
(species name in English unknown)
Colymbetes dolabratus (LAT)
Dies ist der größte in Grönland bekannte Käfer (13-17 mm), er lebt im Wasser. Er hat einen abgerundeten Kopf mit schwarzen, festen Deckflügeln und langen, haarigen Hinterbeinen, die er als Schwimmarme verwendet. Die Larven sehen wie winzige Krokodile aus.
Dieser Schwimmkäfer ist in Seen und Wasserlöchern in ganz Grönland verbreitet mit Ausnahme des ganz hohen Nordens. Meistens sieht man ihn, wenn er an die Oberfläche kommt, um Luft zu holen.
Larven und Käfer leben in kleineren Seen häufig zusammen, im Spätsommer fliegen die Käfer dann aber zu den größeren Seen ohne Bodenfrost. Hier können sie den ganzen Winter mit einer einzigen Luftblase überleben.
Sie sind aggressive Raubtiere, die häufig Beutetiere wie Krebse angreifen, die deutlich größer sind als sie selbst.
Arktischer Dickmaulrüssler
Issittup sikannertuua (GL)
Arctic Weevil
(species name in English unknown)
Otiorhynchus arcticus (LAT)
Schwarz glänzender Rüsselkäfer (6-9 mm). Der vordere Körperteil ist schön gepunktet und der hintere Körperteil ist glatt und rillig. Der Käfer kann nicht fliegen, da seine Deckflügel zusammengewachsen sind.
Der Arktische Dickmaulrüssler ist im südlichen Grönland verbreitet und kommt im Norden bis Maniitsoq beziehungsweise bis zur Blosseville-Küste vor. Er ist Pflanzenfresser und nachtaktiv. Die Käfer leben in trockenen, vielfältigen Bergregionen und insbesondere in den Krähenbeeren und Moosbeeten.
Tagsüber lassen sich die Käfer unter Steinen (und Schalen toter Lebewesen) aufspüren, wo sie sich verstecken. Die Larven sind madenförmig und ernähren sich unter der Erde von Pflanzenwurzeln.
Arktischer Küstenjäger (Grönländische Wolfsspinne)
Aasiak sineriammiu (GL)
Greenlandic Thin-legged Wolf Spider (EN)
Pardosa groenlandica (LAT)
Mit einer Größe von über 1 cm ist der Arktische Küstenjäger die größte von Grönlands ca. 70 Spinnenarten. Ihr Körper ist dunkel mit grauen Zeichnungen und kräftig behaart. Die Beine sind gestreift. Sie wird auch als große grönländische Jagdspinne bezeichnet.
Sie ist in Südwestgrönland und nördlich bis zur Diskobucht und in Ostgrönland nördlich bis zum Kaiser-Franz-Joseph-Fjord verbreitet.
Der Arktische Küstenjäger lebt am Strand, in trockenen Bergregionen und auf Bergwiesen. Die Spinne spinnt keine Netze, sondern jagt kleine Insekten am Boden. Die Beute wird mit ihrem Gift gelähmt, ihr wird ein Verdauungsextrakt eingespritzt, um das Beutetier aufzulösen, damit die Spinne es später verdauen kann.