Die Chancen stehen gut, viele Vogelarten in Grönland zu beobachten, besonders mit einem guten Fernglas im Gepäck. Über 230 Vogelarten wurden hier schon gesichtet. Davon brüten ca. 60 Arten in Grönland und gut 20 weitere Zugvögel reisen regelmäßig hierher. Die übrigen Arten werden seltener als vorbeistreifende Gäste erspäht.
An Land sieht man häufiger kleine Singvögel wie Schneeammer, Birkenzeisig, Spornammer und Steinschmätzer. Der überall auftretende Rabe wird sowohl im Winter als auch im Sommer regelmäßig gesichtet.
Auf Wanderungen in den Bergen kann man auch das Glück haben, Alpenschneehühner anzutreffen, Grönlands einziges Huhn und beliebtes Jagdobjekt.
An Greifvögeln ist es möglich, sowohl Seeadler als auch die eleganten, schnell jagenden Wanderfalken und Jagdfalken zu beobachten. Die Greifvögel nisten meistens hoch oben an einem steilen Berghang. Dabei sollte man darauf achten, ihnen nicht zu nahe zu kommen und sie nicht zu stören. Die Schneeeule ist in Grönland ein symbolträchtiger Vogel, sie kommt aber nur im nördlichen und nordöstlichen Teil Grönlands vor.
Am Meer und entlang der Küste lassen sich u.a. Eissturmvogel, Eiderente, Dickschnabellumme, Küstenseeschwalbe, Schmarotzerraubmöwe und 10-12 weitere Möwenarten sehen. In Feuchtgebieten im ganzen Land können Sie auf bis zu 15 verschiedene Watvögel wie etwa den Sandregenpfeifer, den Meerstrandläufer und das Odinshühnchen treffen.
Schneeammer
Qupaloraarsuk (GL)
Snow bunting (EN)
Plectrophenax nivalis (LAT)
Die Schneeammer (15-18 cm) ist ein in ganz Grönland verbreiteter, häufig vorkommender Brutvogel. Das Männchen ist schneeweiß und hat schwarze Musterungen an Flügeln, Rücken und den mittleren Schwanzfedern. Das Weibchen ist gesprenkelter mit graubraunen Tüpfeln im weißen Gefieder.
Schneeammern brüten von Mai bis Juli in den Klippen, Bergwiesen und auch nahe von Siedlungen. Das Weibchen baut aus Gräsern ein Nest und legt dort die Eier, während das Männchen beim Füttern der Jungen hilft. Larven, kleine Insekten und Samen stehen auf der Speisekarte. Die meisten Vögel ziehen im Herbst nach Nordamerika oder Russland und kehren im März oder April nach Grönland zurück, wo sie mit ihrem schönen, zwitschernden Gesang gern gehörte Frühlingsboten sind.
Steinschmätzer
Qussaq (GL)
Northern Wheatear (EN)
Oenanthe Oenanthe (LAT)
Der Steinschmätzer (14-17 cm) ist einer der am häufigsten vorkommenden Brutvögel in Grönland. Das Männchen lässt sich leicht am silbergrauen Scheitel und Rücken und einem schwarzen Augenstreif mit weißer Augenbraue erkennen. Die Färbung des Weibchens ist matter und ohne den schwarzen Augenstreif. Beide Geschlechter haben einen weißen Bauch und Schwanz mit einer schwarzen, T-förmigen Musterung an der Schwanzspitze, die im Flug sehr gut zu erkennen ist.
Der Steinschmätzer lebt in steinigem Terrain, Sträuchern und Bergwiesen. Seine Nahrung besteht aus Insekten und kleinen Beeren. Im Herbst (August bis Oktober) ziehen die Vögel nach Westafrika. Dies ist eine eindrucksvolle Reise, auf der sie über 1.000 km zurücklegen, welche die kleinen Vögel in weniger als zwei Tagen schaffen. Von April bis Mai kehren die Steinschmätzer nach Grönland zurück.
Seeadler
Nattoralik (GL)
White-tailed eagle (EN)
Haliaeetus albicilla (LAT)
Zu den wohl markantesten Vogelarten zählt der Seeadler – oder nattoralik, wie er auf Grönländisch genannt wird. Der Seeadler ist Grönlands größter Brutvogel. Er ernährt sich hauptsächlich von Fischen wie Kabeljau und Saibling, aber auch von Aas und Seevögeln wie Eiderenten. Der grönländische Seeadler ist etwas größer als seine Artgenossen in anderen Teilen der Welt. Man findet ihn vor allen Dingen entlang des südlichen Teils der Westküste bis zum Kap Farvel. Seeadler stehen in Grönland unter vollständigem Schutz.
Lunde (Papageientaucher)
Qilanngaq (GL)
Atlantic Puffin (EN)
Fratercula arctica (LAT)
Lunde oder Papageientaucher, wie sie auch genannt werden, sind kleinere Alkenvögel (28-32 cm) mit einem farbigen, dreikantigen Schnabel in rot, gelb und graublau. Die Tiere haben einen großen Kopf mit hellgrauem Backenbereich, einen schwarzen Rücken und Hals, weißen Bauch und orangene Beine. Im Winterkleid sind die Backen dunkler und die Schnabelfarben weniger markant.
Die ausgewachsenen Papageientaucher brüten in Kolonien auf unbewohnten Inseln draußen vor der Küste oder an steilen Felsklippen. Sie paaren sich oft mehrere Jahre lang mit den gleichen Partnern. Im Mai oder Juni legt das Weibchen ein Ei in eine Felsspalte oder ein Nest, welches es ins Gras eingräbt. Die Eltern teilen sich die Aufgaben. Das Ei wird ca. 40 Tage lang ausgebrütet, anschließend wird das Jungtier mit kleinen Fischen wie Kapelan oder Sandaal und Krebsen gefüttert. Die erwachsenen Tiere können eine größere Menge an Fisch in ihrem Schnabel speichern und sparen sich damit einige Flugtouren zum Nest.
Papageientaucher bewegen sich im Wasser und in der Luft schnell fort. Mit kurzen und schnell schlagenden Flügelschlägen fliegen sie bis zu 80 km/h.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ging der Bestand der Papageientaucher in Grönland deutlich zurück, seit 1960 das Eiersammeln verboten wurde, vergrößerte er sich wieder. Heute findet man Papageientaucher in ca. 6 kleinen Teilbeständen entlang der Westküste. Insgesamt sind das etwa 3.000 erwachsene Vögel. Außerhalb der Brutzeit leben die Vögel pelagisch auf dem offenen Meer. Der westgrönländische Bestand wird dann auf den Gewässern vor Neufundland vermutet.
Eissturmvogel
Qaqulluk (GL)
Northern Fulmar (EN)
Fulmarus glacialis (LAT)
Der Eissturmvogel – qaqulluk – ist ein kompakter, kleiner Schwebevogel, der oft mit starren Schwingen sehr knapp über der Meeresfläche beobachtet wird und dies selbst bei Wellengang. Eissturmvögel ähneln Möwen, gehören aber zur Familie der Sturmvögel. Der Eissturmvogel ist der Vogel, den man in grönländischen Gewässern am häufigsten sichtet, besonders in Nähe der Diskobucht und weiter nördlich.
Gryllteiste
Serfaq (GL)
Black Guillemot (EN)
Cepphus grylle (LAT)
Dieser Alkenvogel ist der am weitesten verbreitete Brutvogel in Grönland und man beobachtet ihn im Flug knapp oberhalb der Meeresfläche oder in einer der größten Vogelkolonien des Landes. Die Dickschnabellumme (appa) ist ein anderer wichtiger Alkenvogel, ihre Brust steht als beliebte Delikatesse auf den Speisekarten der Restaurants.
Eiderente
Aavooq (GL)
Common Eider (EN)
Somateria mollissima (LAT)
Eiderenten – oder aavooq – sind die wichtigsten in Grönland brütenden Wildvögel. Man sieht sie besonders häufig an der Küste über ganz Grönland verteilt, sie brüten auf kleinen Inseln und an Klippen. Als Jungvögel lassen sie sich leicht mit Königseiderenten (miteq siorakitsoq) verwechseln, die auch zu den Alkenvögeln zählen und in Nordostgrönland am verbreitetsten sind.
Alpenschneehuhn
Aqisseq (GL)
Rock Ptarmigan (EN)
Lagopus mutus (LAT)
Alpenschneehühner – aqisseq – brüten in ganz Grönland, sie werden in nahezu allen Terrains gesichtet. Es handelt sich um beliebte Speisevögel und auch wenn die Bestände teilweise von Jahr zu Jahr variieren, scheint es sehr viele Alpenschneehühner in Grönland zu geben. Die Hühner wechseln ihr Gefieder entsprechend der Jahreszeiten und sind dementsprechend im Winter weiß und im Sommer grau gefärbt.