In Grönland gibt es neun an Land lebende Säugetiere. Das ist für ein so großes Land wie Grönland nicht gerade viel, aber es benötigt eben sehr besondere Fähigkeiten, um die kalten und harten Winter überleben zu können. Die grönländischen Landsäugetiere zeichnen sich durch ein dickes Fell und die besondere Eigenschaft aus, hier Nahrung zu finden.
Neben den oben genannten Landsäugetieren gibt es in Grönland noch Polarwölfe, Hermeline, Halsbandlemminge und den sehr seltenen Vielfraß, diese Arten leben aber vorzugsweise im allernördlichsten oder nordöstlichen Grönland, wo keine Menschen leben. Im Umland vieler grönländischer Städte und Siedlungen kann man auch Mäusen oder Ratten begegnen, diese Tiere sind hier aber nicht beheimatet, sondern wurden beispielsweise mit Schiffen eingeschleppt.
Eisbär
Nanoq (GL)
Polar Bear (EN)
Ursus maritimus (LAT)
Der Eisbär ist eines von Grönlands ikonischen Tieren und das größte Landraubtier der Welt. Das Männchen kann bis zu 3 Meter lang werden und über 800 kg wiegen, meistens wiegt es 500-600 kg. Das Weibchen ist etwas kleiner und wiegt bis zu 400 kg. Ihr Pelz ist weiß, grauweiß oder weißgelb. Nase und Schnauze sind wie die Haut schwarz, die sich unter dem dichten, isolierenden Fell verbirgt.
Der Eisbär zieht dorthin, wo es Meereis gibt, er bewegt sich nur ins Landesinnere, wenn das Eis zu dünn wird oder das Weibchen Nachwuchs erwartet. Die Tiere kommen am häufigsten in Nord- und Nordostgrönland vor, bewegen sich aber an der ganzen Ostküste entlang und können auf treibenden Eisschollen bis nach Südgrönland (besonders um Nanortalik herum) gelangen. Äußerst selten werden sie auch an der Westküste von Upernavik und bis nach Paamiut gesichtet.
Ringelrobben sind die bevorzugten Beutetiere der Eisbären, sie jagen aber auch andere Robbenarten und sogar Belugas und Narwale. Fische, Meeresvögel, Walkadaver und Pflanzen stehen ebenfalls auf ihrer Speisekarte. Zwischen zwei Jagdzügen kann viel Zeit vergehen. Wenn dann eine Beute erlegt wird, kann sich ein Eisbär vollstopfen und bis zu 70 kg verspeisen.
Eisbären paaren sich im Frühjahr und die trächtigen Weibchen ziehen sich von Oktober bis November ins Landesinnere zurück, um im tiefen Schnee eine Höhle zu graben. Um den Jahreswechsel gebären sie 1-2 Jungtiere, die bis April in der Höhle bleiben, um danach der Mutter hinaus aufs Eis zu folgen. Normalerweise bleiben Mutter und Jungtiere für gut zwei Jahre zusammen, weshalb die Weibchen nur jedes dritte Jahr Jungen bekommen können.
Man geht davon aus, dass es in der gesamten Arktis 20.000-25.000 Eisbären gibt, von denen eine große Anzahl in Grönland lebt oder dort vorbeizieht. Eisbären sind davon bedroht, dass das Meereis mit den globalen Klimaveränderungen verschwindet. Dies kann bedeuten, dass sie häufiger an Land und damit in den nahen Kontakt mit Menschen kommen.
Für Reisende ist es recht unwahrscheinlich, einen Eisbären in Grönland zu treffen, da diese den kalten und menschenleeren Norden und Osten bevorzugen. Die beste Chance, einen Eisbären zu beobachten, hat man auf einem Kreuzfahrtschiff nach Ostgrönland oder in der Gegend um Qaanaaq. Wenn das Risiko besteht, einem Eisbären zu begegnen, sollten Sie sicherstellen, gut vorbereitet zu sein und einen Blick auf unsere Infografik über die Begegnung mit Eisbären werfen.
Polarfuchs
Terianniaq (GL)
Arctic Fox (EN)
Vulpes lagopus (LAT)
Der Polarfuchs kommt in ganz Grönland vor. Er kann bis zu 1 Meter lang werden, inklusive des 30 cm langen, buschigen Schwanzes. Der Polarfuchs tritt in zwei Varianten auf, Blaufuchs und Weißfuchs, die genetisch fast identisch sind, sich aber in ihrer Fellfarbe und Lebensweise voneinander unterscheiden.
Das Fell des Blaufuchses ist das ganze Jahr über dunkelbraun bis grauschwarz, während sich das Fell des Weißfuchses von weiß im Winter zu braun im Sommer verändert (mit weißlicher Brust und Bauch). Das Winterfell ist dreimal so dick wie das Sommerfell und wird als wärmstes Fell der Welt angesehen.
Der Blaufuchs ist ein Küstentier, das alle möglichen Dinge aus dem Meer frisst, wie etwa Fisch, junge Robben, Krebse, Muscheln, Meeresvögel, Vogeleier, Insekten und Algen. Der Weißfuchs hält sich dagegen im Inland auf, wo er sich insbesondere von Nördlichen Halsbandlemmingen und, sollte es an diesen mangeln, von Schneehasen und einigen ähnlichen Futterquellen wie der Blaufuchs ernährt.
Im Frühjahr paaren sich die Füchse, sie bleiben sich häufig ihr Leben lang treu. Sie leben in unterirdischen Höhlen, die über 300 Jahre alt und weit verzweigt sein können. Weibchen gebären 5-10 Jungtiere und sogar bis zu 19, damit haben sie eine der größten Wurfzahlen unter Raubtieren.
Da Polarfüchse gejagt werden, halten sie sich normalerweise vor Menschen versteckt. Auf einer Wandertour in den Bergen kann man das Glück haben, diese Tiere zu sichten, wenn man nicht zu viel Lärm macht. Im Winter sieht man sie außerdem über das Meereis laufen. Wo die Tiere nicht gejagt werden, etwa im Nationalpark, können sie zutraulicher werden und sich den Menschen nähern.
Arktischer Schneehase
Ukaleq (GL)
Arctic Hare (EN)
Lepus arcticus (LAT)
Den Arktischen Schneehasen findet man nur in Grönland und dem nördlichen Kanada. Es ist der am nördlichsten verbreitete Hase der Welt. Die Tiere haben ein reinweißes Fell mit schwarzen Ohrenspitzen. Im Süden Grönlands kann das Sommerfell sich an der Oberfläche gräulich färben.
Der Schneehase ist mit Ausnahme der Südostküste in ganz Grönland verbreitet. Im Norden kommt er am häufigsten vor, wo man Rudel mit bis zu 100 Hasen beobachten kann. Durch die Jagd wurden die Tiere sehr scheu und schwer zu beobachten. Im Nationalpark, wo sie geschützt sind, kann man Schneehasen in wenigen Metern Abstand erleben.
Der Schneehase ernährt sich von vielfältiger Pflanzenkost: Gräser, Kräuter, Knospen, Triebe, Rinden und Wurzeln. Mit seinen kräftigen Läufen kann er die Nahrung auch unter einer dichten Schneedecke hervorgraben. Die Tiere haben nur eine dünne Fettschicht, dafür aber ein sehr gut isolierendes Fell, das es ihnen ermöglicht, in den kältesten Regionen zu leben.
Im Winter leben die Schneehasen oft bis in die Paarungszeit im April hinein in Gruppen, um sich dann zu trennen. Zwischen Juni und Juli bringt das Weibchen 3-8 Jungtiere zur Welt, die alleine im Nest liegen und von der Mutter nur am Abend besucht werden, um gesäugt zu werden.
Viele Jungen enden als Beutetiere, obwohl sie sich gut unter Steinen verstecken und mit ihrer graubraunen Färbung gut tarnen können. Die erwachsenen Schneehasen werden bei Höchstgeschwindigkeiten von über 60 km/h selten von Raubtieren erbeutet.
Rentier
Tuttu (GL)
Barren-ground Caribou (Reindeer) (EN)
Rangifer tarandus groenlandicus (LAT)
Das grönländische Rentier zählt zu den in der Tundra heimischen Unterarten. Das männliche Tier kann bis zu 300 kg schwer werden, während das weibliche Tier üblicherweise 100-150 kg wiegt. Ren ist die einzige Hirschart, bei der beide Geschlechter Geweihe tragen können. Das Geweih des Männchens ist aber sehr viel größer und kann bis zu 15 kg wiegen und 1,5 Meter messen.
Das Winterfell der Rentiere besteht aus langem, weißem Deckhaar und braunem Unterhaar. Die äußere Fellschicht wird im Frühjahr verloren, worauf die braune Farbe hervortritt, Brust und Bauch bleiben aber hell.
Wilde Rentiere gibt es in großen Teilen Westgrönlands. Bestände leben im Inglefield-Land nördlich von Qaanaaq, auf der Nuussuaq-Halbinsel und in der Umgebung des Ilulissat-Eisfjords bis Kangerlussuaq und bis zum Neria-Fjord südlich von Paamiut. Die Chancen stehen gut, beim Wandern in den Bergen dieser Gegenden Rentiere beobachten zu können. In Westgrönland gehen viele Leute in der Jagdsaison von August bis September auf die Jagd nach Ren.
Der Rentierbestand schwankt historisch betrachtet enorm. Von 1970 bis 1980 fielen die Zahlen von etwa 100.000 Tieren auf nur noch 8.000 aufgrund des kalten Klimas, der Überweidung und der Jagd. 2001 war der Bestand wieder auf 140.000 gestiegen, heute sind es ungefähr 100.000. Außerdem gibt es ausgesetzte und umgesiedelte Rentiere beispielsweise bei Nuuk und Qaqortoq. Das ostgrönländische Rentier ist seit 1899 ausgestorben.
Rentiere leben in strauchbewachsenen Wiesen und bergigem Terrain, sie ernähren sich von Gräsern und frischem Laub. Im Winter fressen sie als einziges Säugetier Flechten, darunter Rentierflechten, die sie mit ihren Hufen aus dem Schnee ausgraben.
Die Brunstzeit ist von September bis Oktober, wo die Männchen harte Kämpfe austragen, um sich ein Harem aus Weibchen aufzubauen. Im Juni bringt das Weibchen ein einzelnes Kalb zur Welt. Rentiere können sich bald nach der Geburt über weite Gebiete bewegen. Sie erreichen eine Spitzengeschwindigkeit von 80 km/h und können stundenlang in zügigem Tempo laufen.
Moschusochse
Umimmak (GL)
Muskox (EN)
Ovibos moschatus (LAT)
Der Moschusochse ist ein kräftig gebautes Huftier mit kompaktem Körper, kurzen Beinen, einem großen Schädel und einem langhaarigen, dunkelbraunen Fell. Das Männchen kann bis zu 400 kg wiegen und eine Schulterhöhe von 160 cm erreichen. Weibchen sind etwas kleiner.
Das Gehörn des Moschusochsen biegt sich nach unten und wächst aus der Stirn, die beim Männchen aus einem 15-20 cm dicken Stirnbein besteht. Das Unterfell besteht aus einer sehr dichten Wollschicht, qiviut genannt, die den Körper auch bei Temperaturen unter -45°C warm hält. Das Fell fällt im Frühling in dicken Büscheln aus.
Natürlich kommen Moschusochsen in Nord- und Nordostgrönland von Washington Land bis südlich von Ittoqqortoormiit vor. Der Bestand beläuft sich hier auf ungefähr 10.000 Tiere.
Außerdem gibt es mehrere Bestände, die ausgesetzt wurden: im Inglefield-Land, in der Umgebung von Qaanaaq, Svartenhuk, Lersletten, im zentralen Westgrönland und beim Arsuk-Fjord. Diese Bestände sind sehr viel stärker als die ursprünglichen gewachsen, obwohl ein Teil bei der Jagd erlegt wurde. Zudem wird an Ansiedlungen in Südgrönland gearbeitet.
Der Moschusochse ist ein Wiederkäuer mit der besonderen Fähigkeit, durch eine extrem langsame Verdauung mehr Energie aus der Nahrung zu ziehen. Er frisst Gräser, Weiden, Birkengewächse und Kräuter und nutzt im Winter seine Hufe, um losen Schnee umzugraben. Mit seinem Gehörn und seiner dicken Stirnplatte kann er zudem harten Schnee und Eis durchbrechen.
Die Paarungszeit ist von August bis Oktober, wo die stärksten Stiere eine Herde an Weibchen versammeln. Während der Brunst tragen die Stiere harte Kämpfe aus, bei denen sie mit 40 km/h ihre Stirnbeine mit einem ohrenbetäubenden Krach gegeneinander prallen lassen. Die Kuh bringt gegen Ende des Winters ein einzelnes Kalb zur Welt, das seiner Mutter und der Herde anderthalb Jahre lang folgt.