DER KÜNSTLER HANS LYNGE
Durch den Künstler Hans Lynge (1906-1988), dessen Formsprache an den europäischen Impressionismus erinnerte, hat sich die Kunst in Grönland als eine selbstständige Sprache etabliert.
Eine Sprache, die auch der jüngere Jens Rosing (1925-2008) in seinen zahlreichen Tier- und Naturschilderungen verfeinerte. Die nachfolgenden Künstlergenerationen erwähnen auch gerne diese zwei Vorreiter, wenn sie Künstler nennen sollen, die sie inspiriert haben.
KUNST UND POLITIK
In den politisch aufgeladenen 1970ern, in denen die Einführung der Selbstverwaltung 1979 der politische Höhepunkt war, wurde der Kunst eine neue Rolle zugeschrieben. Sie wird seitdem unter anderem genutzt um der Außenwelt ein besonderes grönländisches Profil zu zeigen.
Das Recht auf die Territorien in der Arktis wurde in der Regel durch eine natürliche Zugehörigkeit zu diesem Gebiet, dem Meer und dem Himmel begründet. Deshalb verwundert es auch nicht, dass ein großer Teil der zeitgenössischen grönländischen Kunst das Verhältnis zwischen Mensch und Natur thematisiert.
Künstlerinnen wie Aka Høegh (*1947) und Anne-Birthe Hove (1954-2012) sind und waren Vertreter dieser Bewegung.
VERSCHIEDENE ÄSTHETIKEN
Anne-Birthe Hoves Werke enthalten deutliche politische Elemente, während Aka Høeghs Ästhetik hauptsächlich die Natur und Motive aus den Mythen verarbeitet.
Ein etwas anderer Künstlertyp ist die Performancekünstlerin Jessie Kleemann (*1959). In ihren Werken umkreist sie den „Qivittok“, den Einsiedler, und thematisiert Phänomen und Zustand des Entwicklungsprozesses, in dem sich die grönländische Fängergesellschaft noch immer befindet.
AUSDRUCKSVOLLE KUNST
Heute, im selbstverwalteten Grönland, sind wieder neue Gesichter dazugestoßen, unter anderem Julie Edel Hardenberg (*1971), Miki Jakobsen (*1965), Inuk Silis Høegh (*1972), Bolatta Silis-Høegh (*1981), Angu Motzfeldt (*1976), Gukki Willsen Møller (*1965) und Nanna Ánike Nikolajsen (*1981).
Dies sind junge Künstler, die Werke erschaffen, die sich oft von dem unterscheiden, das wir normalerweise aus der grönländischen Motivwelt erwarten.
Sie orientieren sich verstärkt an den Strömungen, die wir aus der internationalen Kunstwelt kennen.
GRÖNLÄNDISCHE IDENTITÄT
Dies bedeutet aber nicht, dass sie die Verbindung zu Grönland oder zu ihrem kulturellen Hintergrund verlieren, ganz im Gegenteil.
Sie möchten etwas Universelleres zum Ausdruck bringen, sich aber auch mit Grönland auseinandersetzen. Die neuen Künstler spielen mit festgefahrenen Vorstellungen von Geschichte, Kultur und Identität, die es auch in Grönland über Grönland gibt.
Sie entwickeln und sprengen diese und zeigen uns gerade dadurch Grönlands großartige Vielfalt.
Kunstausstellungen in Grönland besuchen
In den Kunstmuseen in Nuuk und Ilulissat können Sie Ästhetiken und Maltechniken begutachten. Im grönländischen Nationalmuseum & Archiv und den vielen örtlichen Museen entdecken Sie Rekonstruktionen historischer Kunstformen. Katuaq, Grönlands Kulturzentrum in Nuuk, zeigt Kunstwerke und auch Wechselausstellungen.