Grönlands Wildtiere sind an das endlos erscheinende, weite und offene Land gewöhnt, welches charakteristisch für Grönlands Landschaften ist. Deshalb sind die Tiere häufig scheu und schwer zu beobachten. Wenn Sie aber mindestens eine Woche lang in der Wildnis unterwegs sind, werden Ihnen sicherlich einige Geschöpfe begegnen! Die Tierabschnitte unserer Wanderseite bieten einen allgemeinen Überblick über die unterschiedlichen Tiere, die Sie auf Ihrer Wanderung entdecken könnten, während Sie weiter unten wichtige Informationen über die spezifischen Tierarten nachlesen können, die Sie auf dem Arctic Circle Trail beobachten könnten.
Moschusochsen
Grundsätzlich sind Moschusochsen friedliche Tiere, auch wenn sie in letzter Zeit Menschen in Grönland vermehrt als Gefahr wahrnehmen und deshalb manchmal aggressiv werden, wenn sie sich bedroht fühlen. Hier sind ein paar Tipps, wie Sie eine Attacke der Tiere vermeiden können:
Wenn Sie Moschusochsen beobachten, sollten Sie mindestens 100 Meter Abstand von den Tieren halten. Sollten Sie aus Versehen näher kommen, können Sie beispielsweise um die Ecke biegen und sich langsam entfernen, bis ein sicherer Abstand zwischen Ihnen und den Tieren besteht.
Lassen Sie den Tieren immer einen Fluchtweg. Moschusochsen wollen häufig nur fliehen, wenn sie sich aber eingeengt fühlen, könnten sie zur einzigen Option greifen, die sie denken zu haben: dem Angriff.
Falls Sie eine Moschusherde in der Landschaft verstreut sehen, sollten Sie nicht zwischen dem Bullen und seiner Herde passieren. Der Bulle ist nicht immer das größte Tier, er ist derjenige, dessen Hörner fast seine ganze Stirn bedecken.
Ein Moschusochse könnte Sie aufgrund seiner schlechten Augen mit einem anderen Moschusochsen verwechseln, da er ausschließlich Ihre Silhouette sieht. In diesem Fall könnte er sich Ihnen nähern. Falls das geschieht, dürfen Sie sich nicht in gerader Linie zurückziehen. Stattdessen laufen Sie besser auf einer Linie im Rechten Winkel zwischen Ihnen und dem Moschusochsen. Auf diese Weise erkennt der Moschusochse, dass es sich bei dieser Silhouette nicht um einen anderen Moschusochsen handelt und wird höchstwahrscheinlich die Flucht ergreifen.
Wenn Sie in einer Gegend mit vielen Moschusochsen wandern, sollten Sie überlegen, ob es nicht sicherer ist, mit einem einheimischen, erfahrenen Guide unterwegs zu sein. Dieser kennt sich im Territorium der Moschusochsen aus und weiß über das Verhalten der Moschusochsen Bescheid und wie dieses zu verstehen ist.
Füchse
Bei Füchsen sollte man sich immer bewusst sein, dass diese Tollwut haben und diese übertragen könnten. Wenn die Krankheit weit fortgeschritten ist, sieht ihr Fell fleckig und löchrig aus, sie wirken dann sehr krank. Zu Beginn einer Tollwuterkrankung sieht man dem Tier nichts an. Die Krankheit kann auch in diesem frühen Stadium bereits vom Fuchs auf den Menschen übertragen werden, eine infizierte Person muss so schnell wie möglich behandelt werden.
Tollwütige Füchse zeigen keine Furcht vor Menschen und können diese angreifen. Falls das geschieht, sollten Sie unbedingt versuchen, den Fuchs zu töten: treten, Steine werfen, mit Wanderstöcken schlagen oder jede andere denkbare Methode. Bedecken Sie Ihre Unterschenkel mit zusätzlichen Schichten, damit der Fuchs nicht so einfach durch Ihre Kleidung beißen kann.
Sollte Ihnen ein tollwütiger Fuchs mit Abstand folgen, sollten Sie versuchen, vor Einbruch der Nacht eine bewohnte Gegend oder eine Hütte zu erreichen, da Sie in der Nähe eine kranken Tieres nicht im Zelt schlafen sollten. Es passiert äußerst selten, aber ein Fuchs mit Tollwut könnte das Zelt angreifen und im Schlafsack liegend haben Sie wenig Möglichkeiten, sich zu verteidigen.
Unter keinen Umständen sollten Sie einen Fuchs füttern. Wenn sie gefüttert werden, verlieren die Füchse ihre Angst vor Menschen und es lässt sich nicht mehr feststellen, ob ein sich nähernder Fuchs krank ist. Ein normaler, gesunder Fuchs wird fast immer fliehen, wenn er Menschen sieht.
Rentiere
Rentiere haben für gewöhnlich große Angst vor Menschen. In Einzelfällen haben Rentiere sich unerschrocken und aggressiv gezeigt. Dies passiert vor allen Dingen im Oktober und wenn dem so ist, sollten Sie sich aus dem Blickfeld des Tieres entfernen oder auf einen Felsen klettern, wo das Rentier Sie nicht erreichen kann.
Grundsätzlich sollten Sie keine Tiere, vor allen Dingen keine Neugeborenen berühren (deren Mutter könnte sie abstoßen, wenn sie nach Mensch riechen). Dies gilt für alle Tierarten.
Eisbären
Es ist sehr unwahrscheinlich, in diesem Teil von Grönland einen Eisbären zu sehen, da die Bären die Kälte und die Isolation des Nordens und des Ostens bevorzugen. Trotzdem sind Sichtungen von Eisbären auch in dieser Region schon vorgekommen und nur um völlig sicherzugehen und vollständig vorbereitet zu sein, können Sie einen Blick in unsere Infografik über die Begegnung mit Eisbären werfen.
Grönlands Nationalblume
niviarsiaq
Das Arktische Weidenröschen ist Grönlands Nationalblume und im ganzen Land zu finden. Mit seinen pinken Blütenblättern setzt es der grünen und braunen Landschaft etwas entgegen. Die gekochten Blätter dieser Pflanzen verfügen über heilende Wirkung und werden häufig genutzt, um Arthritis, Rückenschmerzen, Sonnenbrand und Insektenstiche zu lindern. Auf Grönländisch ist das Arktische Weidenröschen als niviarsiaq bekannt, was „das junge Mädchen” bedeutet.
Rundblättrige Glockenblume
tikiusaaq | sianiusat
Die Rundblättrige Glockenblume ist in der zirkumpolaren Region weit verbreitet und symbolisiert unzerstörbare Liebe. Sie wächst in verschiedenen Größen, von 4–5 cm bis 30–40 cm hohen Formen. Auf Grönländisch hat die Pflanze zwei Namen: tikiusaaq bedeutet „die wie der Zeigefinger aussieht” und sianiusat heißt „die wie eine Glocke aussieht”. Neben diesen hat sie viele weitere Spitznamen wie auf Dänisch dame fingerbøl (Damenfingerhut) und heksens fingerbøl (Hexenfingerhut).
Löwenzahn
inneruulaq | seqiniusaaq
Der Löwenzahn ist eine leuchtendgelbe Blume, die alleine in Grönland in 24 unterschiedlichen Formen vorkommt, von denen einige endemisch sind. Der Löwenzahn ist sehr eisenhaltig, seine Blätter enthalten mehr Eisen als Spinat! Der bittere, milchige Saft, der in allen Pflanzenteilen steckt, kann zur Linderung von Schmerzen nach Moskitostichen genutzt werden. Allerdings reagieren einige Leute allergisch auf ihn. Auf Grönländisch ist der Löwenzahn als inneruulaq (feuerähnlich) oder seqiniusaaq (sonnengleich) bekannt.
Gemeiner Wacholder
Kakillarnaq
Der Gemeine Wacholder ist die am weitesten ausgebreitete Konifere der Welt. Er wächst sehr langsam und kann über 100 Jahre alt werden. Der Baum ist stark entflammbar, sogar wenn er nass ist. Die weibliche Pflanze trägt blauschwarze Beeren, die zu bitter sind, um sie roh zu essen – sie werden häufig getrocknet und dann verwendet, um Fleisch, Soßen und Alkohol zu würzen. Der grönländische Name des Gemeinen Wacholder lautet Kakillarnaq, was übersetzt „die sehr stechende Pflanze” heißt.
Grönländischer Porst
qajaasaq
Grönländischer Porst ist ein immergrünes Strauchgewächs. Sein alternativer Name (Breitblättriger Labradortee) lässt sich auf die Größe seiner Blätter zurückführen und die Tatsache, dass Inuit aus Labrador in Kanada die Pflanze zur Herstellung von Tee nutzten. Wenn Sie die Blätter der Pflanze zwischen Ihren Händen zerreiben und dann auf Ihr Gesicht und Ihre Haut auftragen, soll das manchmal dabei helfen, Mücken in Schach zu halten. Der grönländische Name der Pflanze (qajaasaq) bedeutet „was wie ein Kajak aussieht” und bezieht sich auf die Form der Blätter.
Arktischer Mohn
sungaartorsuaq
Der Arktische Mohn ist eine der am nördlichsten wachsenden Pflanzen der Welt (gemeinsam mit dem Gegenblättrigen Steinbrech), der auf 83º Nord auf der Kaffeklubben-Insel vor der nördlichen Küste Grönlands gefunden wurde. Höchstwahrscheinlich finden Sie den Arktischen Mohn im Gebirge, da die Felsen den Wurzeln Schutz bieten. Abhängig von der Region hat der Mohn hellgelbe oder weiße Blüten, da die Färbung der Blütenblätter von den örtlichen Wetterbedingungen abhängt. Der Mohn symbolisiert Schönheit, Fruchtbarkeit und ewiges Leben, sein grönländischer Name sungaartorsuaq bedeutet „der große Gelbe”.
Krähenbeere
paarnaqutit
Die Krähenbeere oder Schwarze Krähenbeere ist international sehr interessant verbreitet, da sie in gemäßigten Lagen Südamerikas wie auch in Grönland gefunden wird. Biologen erklären dies durch Zugvögel, die den Samen verteilen. Diese Beeren sind ein wichtiges Nahrungsmittel für Tiere und Menschen, die sich regional ernähren, da sie das ganze Jahr über essbar sind, selbst wenn sie von Schnee bedeckt sind. Paarnaqutit heißt übersetzt „die Beeren Tragende”.
Rauschbeere | Arktische Blaubeere
kigutaarnat nagguii
Die Rauschbeere wird ausschließlich in Nordeuropa, Nordamerika und in Grönland gefunden. Auch wenn sie als arktische Blaubeere bekannt ist, unterscheidet sie sich deutlich von der wilden Heidelbeere und der amerikanischen Blaubeere, da sie nicht den gleichen Geschmack hat. Sie wird auch zum Kochen verwendet, seit langer Zeit auch zu medizinischen Zwecken und für Kosmetikprodukte. Der grönländische Name für die Pflanze lautet kigutaarnat nagguii, wobei kigutaarnat mit „ohne Kern in der Beere” übersetzt werden kann.
Gegenblättriger Steinbrech
kakillallit
Der Gegenblättrige Steinbrech ist gemeinsam mit dem Arktischen Mohn die am nördlichsten wachsende Pflanze der Welt. Aufgrund seiner besonders robusten und verlässlichen Natur wurde er als Nationalblume von Nunavut (Kanada) ausgewählt. Der grönländische Name bedeutet übersetzt „die mit Dornen”. Das führt etwas in die Irre, da die Pflanze keine Dornen trägt.
Arktisches Wollgras
ukaliusaq
Das Arktische Wollgras ist in ganz Grönland verbreitet. Abgesehen von seinem Aussehen hat es mit den Woll- oder Baumwollpflanzen wenig zu tun; tatsächlich ist es eng verwandt mit Grasgewächsen. Die die Blüten umfassenden Wollfasern sind dazu da, die Sonnenstrahlen einzufangen und die Innentemperatur der Pflanze zu erhöhen. Diese besonderen Blumen werden von der einheimischen Bevölkerung für alle Arten von Kleidung verwendet. Ukaliusaq, der grönländische Name der Pflanze, bedeutet „die einem Hasen ähnelt”.
Acker-Schachtelhalm
nerlerite nerisassate | tuttut nerisaat
Der Acker-Schachtelhalm ist mit den Farnen verwandt. Seine Wurzeln reichen sehr tief, weshalb man ihn schlecht entfernen kann. Auf dem Bild ist eine Frühlingspflanze zu sehen – im Sommer treibt die Pflanze grüne ,Äste’, die sie wie einen kleinen Nadelbaum aussehen lassen. Schon in früherer Zeit wurde die Pflanze vielseitig verwendet, etwa in der Medizin, zum Kochen und sogar zum Polieren metallischer Oberflächen und der Küchenausrüstung. Der grönländische Name für den Acker-Schachtelhalm kann mit „etwas was Rentiere essen” übersetzt werden.
Wilder Thymian
tupaarnaaq
Wilder Thymian ist ein immergrünes Strauchgewächs aus der Familie der Minzen. Er wurde schon 5.000 Jahre vor Christus zu allen möglichen Zwecken verwendet: zum Einbalsamieren, als Weihrauch oder zu kultischen Zwecken. Heute wird er weiterhin in der Medizin und ganz besonders als Gewürz beim Kochen verwendet. Thymianpaste funktioniert nachweislich als Mittel gegen Mücken. Der grönländische Name der Pflanze lautet tupaarnaaq und bedeutet „erfrischend” oder „anregend”.
Moor-Birke
orpik | avaalaqiakulooq
Die Moor-Birke ist ein laubwechselnder Baum innerhalb der Birkenfamilie. In Südgrönland können die Bäume bis zu 10 Meter hoch wachsen, am Arctic Circle Trail sind sie meistens eher strauchhoch. Die männlichen und weiblichen Pflanzen lassen sich an ihren Blüten unterscheiden, die an den Ästen der männlichen Pflanzen dich beieinander sitzen, an den weiblichen Pflanzen sitzen die Blüten weiter voneinander entfernt. Der grönländische Name für Moor-Birke heißt übersetzt „die mit den großen/langen Ästen”.
Seidenhaarige Weide
orpigaq
Die Seidenhaarige Weide ist ein laubwechselnder Busch innerhalb der Weidenfamilie. Die meisten Seidenhaarigen Weidenbüsche sind Pionierpflanzen, was bedeutet, dass sie als erste ein vorher gestörtes oder beschädigtes Ökosystem kolonisieren. In Grönland wurden die Äste der Seidenhaarigen Weide traditionell als Lampenstöcke für Tranlampen genutzt, heute werden sie für Lagerfeuer verwendet. Aufgrund ihrer Biegsamkeit wurden sie traditionell zum Korbflechten und zur Herstellung von Pfeilen und Bögen wie auch für Tierfallen verwendet. Der grönländische Namen orpigaq kann ganz einfach mit „Busch” übersetzt werden.
Den Wanderweg schützen
Der Einsamkeit und Gelassenheit des Arctic Circle Trail kann man nur schwer widerstehen und unweigerlich steigt die Zahl der Menschen an, die diesen Pfad Jahr für Jahr wandern. Das ist wunderbar, macht es aber auch schwieriger und teurer, die Strecke zu erhalten und für alle Wanderer wie unberührt erscheinen zu lassen.
Auf persönlicher Ebene können Sie am meisten zur Erhaltung beitragen, indem Sie das was Sie mitbringen auch wieder mitnehmen. Das bedeutet, dass Sie Ihren Müll und alle Verpackungen den ganzen Weg über mit sich tragen und ihn ordentlich entsorgen, wenn Sie wieder in Kangerlussuaq oder Sisimiut ankommen. Dazu zählen leere Gaskanister: Während es für andere Wanderer sehr hilfreich sein kann, wenn Sie Kanister mit Gasfüllung in den Hütten zurücklassen, ist das Entsorgen von leeren Kanistern, die andere Wanderer weggeworfen haben, nicht nur Verschwendung anderer Leute Zeit. Die Behälter beschmutzen vor allen Dingen die Wanderstrecke. Zudem ist es wichtig, die Seen oder Flussläufe nicht zu verdrecken, wenn man auf die Toilette geht und dass alle Wanderer ihr Toilettenpapier wieder mitnehmen. Die Idee keine Spuren zu hinterlassen entspricht einem Verhaltenskodex, damit wilde Gebiete wie das grönländische Hinterland von jedem einzelnen Wanderer Jahr für Jahr als unberührt und unbeschädigt genossen werden können.
Stapeln Sie bitte keine eigenen Steinhaufen auf dem Pfad – die vorhandenen sind wichtige Markierungspunkte und einige sind sehr alt.
Es hat einige Vorfälle mit offenem Feuer auf dem ACT und in der Umgebung gegeben. Feuermachen ist auf der Wanderung strengstens verboten, Wanderer sollten mit Campingkochern und Zigaretten extrem vorsichtig umgehen. Offene Feuer können sehr schlecht unter Kontrolle gebracht werden und können riesigen Schaden anrichten.
2018 wurde die Gegend Aasivissiut – Nipisat zum UNESCO-Welterbe ernannt und als eine Kulturlandschaft anerkannt, die über viele Epochen wichtiger Jagdgrund für Besiedlungen in dieser Region war. Die Auszeichnung benennt ein großes Gebiet, welches sich vom Inlandeis bis zur Küste zieht, der Arctic Circle Trail führt hindurch.
Wenn Sie Beobachtungen zum Zustand der Route machen oder etwas melden möchten, bitten wir Sie mit Destination Arctic Circle in Kontakt zu treten.
Beitragende
Jens-Pavia Brandt
Gitte Lincke Ottosen
Autorin von
Greenland’s Small Miracles
Lisa Germany