>Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Grönland ein politisch offeneres Land. Es gab viele Länder, die diese Modernisierung Grönlands begrüßten. Eine der Möglichkeiten dies zu tun war es, die Verbindung mit Dänemark zu stärken.
Große Teile Grönlands wurden zu einer modernen Stadtgesellschaft aufgebaut, während das Arbeitsrecht mit dem Geburtsortkriterium eingeführt wurde. Dies bedeutete, dass alle im öffentlichen Dienst in Grönland angestellten, welche in Dänemark geboren wurden, bessere Arbeitsbedingungen und Gehälter bekamen, als die Einheimischen.
Nach und nach wurden immer mehr in Grönland hierauf aufmerksam und der Wunsch nach Selbstständigkeit und Stärkung der grönländischen Sprache und lokalen Kultur wurde groß. Viele Grönländer wünschten sich nun an Stelle einer Dänisierung eine Grönländisierung.
In den Jahren in denen diese Gedanken in den Köpfen der jungen Grönländer schwirrten, veröffentlichte die Band Sume ihr Debutalbum „Sumut“ (Wohin). Das Album war politisch und wurde von einer Plattenfirma herausgegeben, die als sozialistisch und antiimperialistisch bekannt war.
Die Texte Sumes waren auf Grönländisch und das war etwas ganz Neues. Die Lieder hatten hauptsächlich kulturelle Themen, die als Metapher für den Wunsch nach Selbstständigkeit und dem kulturellen Aufwecken der Bevölkerung standen. Die Liedtexte waren von der Zeit geprägt, in der man fühlte, dass diese Dänisierung eine Gefahr für die grönländische Identität und das Recht der Bevölkerung darstellte, ihre lokale Kultur weiterzuführen.
Die enorme Popularität der Gruppe in Grönland führte dazu, dass Sume eine große Rolle in der Wiedereinführung des Grönländischen als nuancierte und selbstständige Sprache hatte.
Sume formte zuallererst eine Verbindung von Musik und dem grönländischen Geist durch ihre Textsprache und Themen, die in ihren Liedern verarbeitet wurden. Aber es gab auch andere Elemente, die eine Verbindung zwischen der Musik und Grönland schufen. Eines dieser Elemente waren – wie im Chorgesang – Textstücke, wie „Aajai ja aai aajaa aa“. Über Ihren großen Einfluss hinaus, spielte die Band eine bedeutende Rolle bei der Etablierung der eigentlichen Grönländischen Musikindustrie, in der die beiden Frontsänger Sumes ihre eigene Plattenfirma etablierten.
Hören Sie Sume hier.
"Viele Grönländer wünschten sich nun an Stelle einer Dänisierung eine Grönländisierung"
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>Rasmus Lyberth ist der Name eines anderen Künstlers in Grönland, welcher auch Musik aufnahm und veröffentlichte. Heute ist er einer der Musiker im Land, die auch ein großes Publikum jenseits der Landesgrenze bekommen haben. Lyberths musikalische Verwirklichung ist weit von der Sumes entfernt, obwohl auch bei ihm die grönländische Identität im Mittelpunkt steht.
Er spielt keine Rockmusik. Es ist vielmehr eine Art Volksmusik in der seine erzählende Stimme und Körpersprache im Zentrum steht. Seine Texte sind in höchster Form naturromantisch. Als Rasmus Lyberth am Anfang seiner Karriere stand und politische Musik vorherrschend in Grönland war, wurde er für seine fehlende politische Ausdrucksweise kritisiert.
Politische Themen wurden jedoch im Laufe seiner Karriere bedeutender, als Lyberth die Hauptrolle in dem Film „Lysets Hjerte“ bekam. Hier spielt er einen Grönländer, der an großen persönlichen Problemen leidet, weil er zwischen der Dänischen und Grönländischen Identität gespalten ist.
Hören Sie Rasmus Lyberth hier.
Eine andere Band, welche in der Musikgeschichte Grönland hervortritt, ist Inneruulat. Sie führten etwas ganz Neues ein, als Sie echte Laute der Landschaft in Nordgrönland verarbeiteten. Man kann die Geräusche von Schlittenhunden und dem knirschenden Eis in einem Lied hören, das davon handelt, wie fantastisch Hundeschlittenfahrten sind und wie wichtig sie als Transportmittel für die grönländische Identität und den Fortschritt als Nation sind.
Der Bandname „Inneruulat“ kann übersetzt als politsche Erklärung verstanden werden. Innerulaat ist der grönländische Name für Löwenzahn. In der Zeit, als „Innerulaat“ berühmt wurde, war der Löwenzahn ein Symbol der Willensstärke Grönlands. Egal wie viel „dänischer“ Asphalt über den Löwenzahn verlegt wurde, so fand dieser immer wieder einen Weg zum Licht.
Hören Sie Inneruulat hier.
Die harte Kritik gegen den dänischen Imperialismus in Grönland, wurde 1985 von der Band Zikaza problematisiert. Mehrere Texte Zikazas handeln von dem Überwinden von menschlichen Unterschieden und Meinungsverschiedenheiten und der Etablierung eines neuen politischen Kurses in der Zukunft.
Diese Themen können als Kritik an den harten Tönen gegenüber den Dänen verstanden werden, der während der Grönlandisierung und auch in der Populärmusik herrschte.
Die Musik in Grönland hat geholfen, die grönländische Sprache in einer Zeit zu stärken, als diese im Begriff war zu verschwinden. Diese Entwicklung hält bis zum heutigen Tag an, und moderne Künstler vermögen es diese Bildsprache weiter zu entwickeln und das Band zwischen Musik und Grönland zu festigen.
Eine beispielhafte Metapher, die nur von Insidern verstanden werden kann, ist das Lied „Puttaarunnaaq“ (treibendes Eis), welches von Pilu Lynge verfasst und von Kimmernaq Kjeldsen gesungen wird. Hier wird von dem Spiel gesprochen, welches man spielt, wenn das Eis im Frühjahr aufbricht. Dann geht man hinaus und springt von Eisscholle zu Eisscholle. In diesem Lied steht das tödliche Spiel als Metapher für eine Person, die gefährlich lebt.
Hören Sie Kimmernaq Kjeldsen hier.
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