Oqaatsut ist eine Siedlung in Nordgrönland mit direktem Ausblick auf die Eisberge in der Diskobucht. Sie liegt 21 km nördlich von Ilulissat.
Ein Rudel rasender Schlittenhunde spurtet auf Kommando seines Anführers den Berg hinunter. Plötzlich ruft der Fahrer wenige Worte und die Hunde schlittern zu einem Halt. Der Schlitten wendet in einer scharfen Kurve, wirbelt einigen Schnee auf und gleitet noch einen Viertelkreis weiter, um direkt vor mir zu stoppen. Fantastisch. Mein Rennfahrer oder Hundeschlittenführer ist da.
Der 29-jährige Fari Frederik Mathiassen fährt tatsächlich Rennen, wie ich schnell herausfinde. Der junge Mann mit einem Gesicht voller Sommersprossen spricht mit einem Funkeln in den Augen. Strähnen seiner rot getönten Haare rutschen aus der blauen Mütze heraus, welche er im Rennfahrerstil mit Sonnenbrille obendrauf trägt. Seine Erscheinung wird mit passgenauem grauen Anorak und einer Hose aus Eisbärfell abgerundet.
Er erzählt mir, dass die Hunde ein wenig müde sind, da sie über das Wochenende an einem 33 Kilometer langen Hundeschlittenrennen teilgenommen haben. Das war eine Qualifikationsrunde für die nationale Meisterschaft, die in Nordgrönland ausgetragen wird.
„Wir sind auf Platz zehn gekommen“, sagt er schulterzuckend und hofft auf mehr Glück beim nächsten Mal.
Faris Hose aus Pelz passt in die schneebedeckte Landschaft. Er kaufte sie gebraucht für nur 2.000 Dänische Kronen (ca. 268 Euro). Für ein neues Paar könne man gut 12.000 Kronen (ca. 1.608 Euro) ausgeben, erzählt er mir. Die Hose ist erstaunlich warm und isolierend, obwohl sie doch recht dünn aussieht.
Da er in der Region um Ilulissat aufwuchs, lebte Fari schon in sehr jungen Jahren mit den Hunden. Seine ersten vier erwachsenen Hunde für Schlittenrennen bekam er im Alter von sieben Jahren. In diesem Alter begann er auch schon mit dem Hundeschlittenfahren.
„Die Hunde waren direkt vor unserem Haus, in dem wir damals lebten. Zu dieser Zeit waren Hunde noch in der Stadt erlaubt, doch nun müssen sie außerhalb der Stadt untergebracht werden.”
Der 29-jährige Fari Frederik Mathiassen fährt tatsächlich Rennen, wie ich schnell herausfinde. Der junge Mann mit einem Gesicht voller Sommersprossen spricht mit einem Funkeln in den Augen.
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Hundeschlittenfahren war immer ein Hobby, erzählt Fari, als wir auf der Hundeschlittenroute von Ilulissat nach Oqaatsut reisen, einer Siedlung mit etwa vierzig Bewohnern. Der erste Teil des Weges erfordert mehr Aufmerksamkeit, doch nun kann er sich mit mir unterhalten, während seine Hunde auf ,Autopilot’ schalten, da die Route hier auf gerader Strecke weiterführt. Er legt seine Beine auf den Schlitten, macht es sich bequem und schaut zu mir nach hinten. Wir unterhalten uns in einer Mischung aus Englisch und Dänisch.
Ich frage ihn, ob er gerne zur Schule gegangen ist und er antwortet, dass er das Gymnasium in Aasiaat (2004 – 2007) abgeschlossen hat, einer kleineren Stadt südlich von Ilulissat. Sein Herz schlug schon immer fürs Hundeschlittenfahren und als er um 2010 die Chance bekam, machte er es zu seinem Beruf.
„Seit ich jung war, wusste ich, dass ich Hundeschlitten fahren wollte. Mein Vater sagte mehrfach, dass ich eine Ausbildung machen sollte. Da ich aber aus einer Fischerfamilie komme, denke ich schon, dass ich der Tradition folge.”
In einer Welt, wo Hundeschlitten an eine vergangene Zeit erinnern, ist es ungewöhnlich einen jungen Schlittenführer zu sehen, der seinen Lebensunterhalt mit dieser kulturellen Tradition verdient. Er kennt fünf andere Leute in den Zwanzigern, die auch Hundeschlitten fahren, erzählt er mir. Die Hunde zu füttern, ist sehr teuer und das Training zeitintensiv. Mit der Einführung der Schneescooter ist es zudem nicht mehr notwendig, mit dem Hundeschlitten zu reisen.
„Wenn die Saison ist, gehe ich fast jeden Tag auf Fahrt mit dem Hundeschlitten. Manchmal nehme ich Touristen auf diese Touren mit, doch ich fische auch und nutze meine Hunde, um diese Fanggebiete zu erreichen. Und natürlich liebe ich es, an Rennen teilzunehmen“, berichtet Fari.
„Hundeschlittenfahrer ist der ultimativ beste Job der Welt, aber er erfordert auch sehr viel harte Arbeit“, sagt er bestimmt.
„Sie (die Hunde) sind wie meine Kinder. Ich habe zwei richtige Kinder und 19 weitere. Wenn ich meiner Freundin sage, dass ich nach meinen anderen Kindern schauen muss, weiß sie genau, was ich meine“, sagt er mit einem Lachen.