WUSSTEN SIE SCHON?
Die Wikinger kamen aus Nordeuropa, weswegen sie auch Nordmänner genannt werden. Sie sind die Hüter der alten nordischen Kultur.
Während der letzten 1000 Jahre haben Inuit- und Wikingerkulturen die Menschen und die Landschaft von Südgrönland geformt. Fünf Kernbereiche der Region stellen die vollständigsten und reichsten Beispiele für nordische und grönländische Landbaukultur dar. Dieses einzigartige Erbe wurde nun offiziell anerkannt und in die Liste der Weltkulturgüter der UNESCO eingetragen. Es ist von Narsarsuaq und Qaqortoq aus erreichbar.
Fünf Kernbereiche der Region stellen die vollständigsten und reichsten Beispiele für nordische und grönländische Landbaukultur dar
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Die Landbaugeschichte Südgrönlands begann, als eine kleine Flotte mit Siedlern, angeführt von Erik dem Roten, kurz vor dem Jahr 1000 n. Chr. in der Region ankam. Laut der Sage war es Erik der Rote, der die Insel als Erster „Grönland“ (grünes Land) nannte. Dies war die letzte Westwanderung der Wikinger und das erste Mal, dass sich Europäer auf dem nordamerikanischen Kontinent niederließen. Sie brachten das Christentum und die Landwirtschaft mit und verfügten über hervorragende seemännische Fähigkeiten, die es ihnen ermöglichten, von ihren Jagdgründen bis in die Disko Bucht vorzustoßen und sogar Labrador und Neufundland zu erreichen.
Die nordischen Siedler gründeten zwei Siedlungen in Grönland, von denen die sogenannte „Östliche Siedlung“ in Südgrönland die größere war. Sie legten Bauernhöfe in den tiefen Fjorden an, wo ein wärmeres und trockeneres Mikroklima Landwirtschaft und Viehzucht möglich machte. Jeder, der heutzutage diesen Siedlungen im Sommer einen Besuch abstattet, erkennt, dass Erik der Rote keine Märchen erzählt hatte. Grönland kann tatsächlich ein „grünes Land“ sein: Weiden mit Gras und Wildblumen bedecken die Berghänge um die Bauernhöfe herum, während die entlegeneren Flächen mit Birken- und Weidensträuchern bewachsen sind. Erik hatte schnell einen der besten Plätze für sich beansprucht: Brattahlid – das heutige Qassiarsuk, von Narsarsuaq aus gesehen direkt auf der anderen Seite des Fjords.
Die Nachkommen der Wikinger errichteten Bauernhöfe, rodeten Felder und bauten Kirchen nach dem skandinavischen Modell, aber sie passten sich auch an ihre neue Heimat an, indem sie fischten und jagten. Experten schätzen, dass zu Spitzenzeiten 2000-3000 Nordmänner in Grönland lebten.
Die Siedlungen der Nordmänner in Grönland gediehen über Jahrhunderte hinweg, aber gegen Ende des 14. Jahrhunderts sahen sie sich schwierigen Bedingungen gegenüber. Eine wechselhafte und kühle Klimaperiode hatte begonnen, die den Landbau erschwerte und die Seefahrt in den mit Eis gefüllten Gewässern zur Gefahr werden ließ. Dies machte es in Kombination mit sich ändernden europäischen Märkten schwierig, ausländische Kaufleute anzuziehen. Politische Unruhen und eine wirtschaftliche Rezession in Skandinavien verstärkten noch zusätzlich die Isolation der Nordmänner in Grönland, und im Jahr 1450 waren ihre Kolonien aufgegeben worden. Das endgültige Schicksal der letzten Nordmänner auf Grönland bleibt weiterhin ein Geheimnis.
Die Geschichte der Nordmänner auf Grönland nahm jedoch noch eine unerwartete Wendung. 1783 siedelten sich der Norweger Anders Olsen und seine grönländische Ehefrau Tuperna in Igaliku an, auf dem alten Bauernhof von Gardar aus der Wikingerzeit, um dort wieder Landwirtschaft zu betreiben. Während der nächsten 130 Jahre bewirtschafteten ihre Nachkommen die Felder der Nordmänner von Grönland, züchteten ähnliches Vieh und verwendeten sogar die Steine aus den Ruinen der Nordmänner, um Häuser und neue Farmgebäude zu bauen. Sie schufen so eine einzigartige Architektur in Grönland, die bis heute in Igaliku zu sehen ist.
Die neue landwirtschaftliche Kultur in Südgrönland bestand jedoch nicht nur aus einer Rekonstruktion. Die Nachkommen von Anders und Tuperna vermischten erfolgreich grönländische kulturelle Traditionen, Kenntnisse über die Natur und sprachliche Elemente mit der skandinavischen Landbaukultur und -technologie.
Sie schufen eine einzigartige lokale Kultur, die sowohl Landwirtschaft als auch die Jagd umfasste. 1924 wurde Qassiarsuk, das ehemalige Brattahlid, von dem Pionier Otto Frederiksen als Schafzuchtgemeinschaft neu gegründet. Seine Nachkommen und andere Familien gründeten bald andere Bauernhöfe in der Gegend und sorgten so für eine erneute Besiedelung und Nutzung der von den alten Wikingern verlassenen Orte und Felder.
Die Landwirtschaft in Grönland stellt seit der Zeit der ersten Siedler eine Herausforderung dar. Um überleben und gedeihen zu können, mussten die alten Wikinger genau wie die heutigen Landwirte innovativ, offen für neue Ideen, experimentierfreudig und anpassungsfähig sein. Diese Eigenschaften stellen auch heute noch einen integralen Bestandteil der südgrönländischen Kultur dar.
In Anerkennung dieser außergewöhnlichen, mit einander verbundenen Geschichten der Landwirtschaft und der Jagd in der Arktis wurden die Kernbereiche der nordmännischen und grönländischen Landwirtschaft 2017 unter folgendem Titel in die Liste der Weltkulturgüter der UNESCO aufgenommen: Kujataa Grönland: Eine Landschaft mit nordischen und Inuit-Bauern am Rande der Eiskappe. Das Weltkulturerbegebiet umfasst fünf Bereiche, die die vollständigsten und reichsten Beispiele für nordische und grönländische Landbaukultur darstellen.
Die Kulturlandschaften von Südgrönland sind außergewöhnlich, unberührte Wikingerruinen liegen Seite an Seite mit florierenden grönländischen Bauernhöfen in einer Umgebung, die durch heftige arktische Naturkräfte, weidendes Vieh und den Pioniergeist und die Arbeit von Generationen v