Worum geht es in der Serie?
Borgen ist eine fiktionale Serie, deren erste Staffel dem plötzlichen und unerwarteten Aufstieg der Mitte-Politikerin Birgitte Nyborg Christensen folgt (gespielt von Sidse Babett Knudsen – international auch als Theresa Cullen in Westworld bekannt), erste Ministerpräsidentin von Dänemark zu werden. Auch als dänisches West Wing bekannt, gibt sie Einblicke in die Welt der dänischen Politik und die unterschiedlichen Verantwortungen der Staatsdienerinnen, politischen Berater und Journalistinnen innerhalb dieses demokratischen Systems. Über drei Staffeln durchleben Birgitte und andere Figuren – durch die Bank mit einem ausgezeichneten dänischen Ensemble besetzt, zu dem Pilou Asbæk (als Spin-Doctor Kasper Juul, auch als verrückter Euron Graufreud in Game of Thrones zu sehen) und Birgitte Hjort Sørensen (als Journalistin Katrine Fønsmark, sie spielt Karsi in Game of Thrones) zählen – Macht, Liebe, Versagen und selbstverständlich ein ganzes Netz an politischen Intrigen.
In der neuen Staffel kehrt Birgitte als Außenministerin in einer neuen Koalition zurück. Laut Vorankündigung geht sie dabei nach Grönland, um einen Fall zu verhandeln, „bei dem der Teufel mit am Tisch sitzt”… Wir können es gar nicht mehr erwarten, Borgen weiterzuschauen und zu sehen, wie sich das entwickelt!
Warum spielt Borgen in Grönland?
Henriette Marienlund, Leiterin der Abteilung Fiktion bei DR, erklärte, dass sie eine Serie geschaffen haben, die das populäre Universum in die Gegenwart verlegt, indem sie aktuelle internationale Agenden auf die Prüfung stellt.
Es wird eine ganz neue Version von Borgen sein, denn das Universum wird von einem dänischen Fokus auf das weltweite Machtspiel erweitert, wenn die Beziehung zu Grönland auf die Probe gestellt wird und sowohl die USA als auch China zu den Hauptakteuren werden.
Zweifellos bietet Grönland viel Raum für mögliche Handlungsfelder. Denn Grönland teilt eine lange und komplizierte Geschichte mit Dänemark. Bis 1953 war es eine dänische Kolonie (dementsprechend wurde es auch erst 1953 zum Wahlbezirk), erlangte aber im Laufe der Zeit immer mehr Rechte (1979 wurden weitgehende Autonomierechte anerkannt und 2009 dann die Selbstverwaltung bestärkt). Unter diesem Akt der Selbstverwaltung („Selvstyre”, 2009) hat Grönland das Recht zur Selbstbestimmung und die Option auf Unabhängigkeit erhalten.
Grönland ist Teil des Königreichs Dänemark und spielt naturgemäß eine wichtige Rolle in der dänischen Innen- wie Außenpolitik. Einfach gesagt würden viele Expertinnen und Experten argumentieren, dass Grönlands Positionierung in der Arktis Dänemarks Einfluss in geopolitischen Debatten deutlich erhöht. Gleichzeitig ist Grönland aber weiterhin finanziell von Dänemark abhängig, das die Regierung von Grönland jährlich mit ungefähr 3,8 Milliarden Dänischen Kronen (ca. 510 Millionen Euro) an Wirtschaftshilfen unterstützt. Die gegenseitigen Abhängigkeiten sind also groß.
Insider-Bewertung
Rezension zu Episode 1 von Aaja Chemnitz Larsen (Mitglied des dänischen Parlaments)
Ich heiße Aaja Chemnitz Larsen und vertrete seit fast sieben Jahren Grönland als Abgeordnete im Dänischen Parlament. Schloss Christiansborg ist daher mein Arbeitsplatz, der auch einfach „die Burg”(dän. Borgen) genannt wird – so wie die beliebte dänische Fernsehserie heißt. In der neuen Staffel dreht sich alles um einen großen Ölfund in Nordgrönland, der die Beziehungen zwischen Grönland und Dänemark sowie das geopolitische Gleichgewicht durcheinanderwirbelt. Ich werde nun jede Woche einen kurzen Kommentar zur jeweils aktuellen Folge schreiben.
Für mich als echtes Mitglied des Parlaments mit Sitz in Borgen ist es immer besonders interessant zu sehen, wie Fiktion die Wirklichkeit abbildet, wenn es um das Thema Politik geht. Ich habe alle vorherigen Staffeln von Borgen gesehen (mehr als einmal ☺ ) und ich bin sehr gespannt, die neue Staffel zu schauen – nicht zuletzt, da sie wohl sehr viel von Grönland handeln wird.
Gleich zu Beginn wird eine Walfangsituation in Nordgrönland in Szene gesetzt und ich glaube, dass ich dabei zum ersten Mal ein dänisches Fernsehprogramm gesehen habe, indem Grönländisch als erste Sprache am Anfang gesprochen wurde. Für mich war das ein sehr wichtiger Moment, der mich mit Stolz erfüllte. In der Szene schneiden die Jäger den Walspeck in Stücke. Dieser gilt in Grönland als Delikatesse und ließ bei mir ganz ehrlich das Wasser ein bisschen im Munde zusammenlaufen. Wie dann die folgenden Szenen vermitteln, geht traditionelles Fängerleben in Grönland heute Hand in Hand mit moderner Lebensführung einher. Gleichzeitig blüht die Kultur immer mehr auf. Inuit-Tätowierungen auf Händen und Gesichtern sind heute im Mainstream angekommen und tauchen in einer Szene auf, um eine authentische Beschreibung vom heutigen Grönland abzugeben.
Stolz auf die wunderschönen Szenen aus meinem Heimatland
Es ist zehn Jahr her, seitdem wir die Figur Birgitte Nyborg als dänische Politikerin kennengelernt haben und in dieser Staffel wird es offensichtlich, dass die Dinge in der arktischen Geopolitik durcheinander geraten. Während sie im Großteil der vorherigen Staffeln die Rolle der Premierministerin innehatte, ist Birgitte nun Außenministerin, die für eine ökologisch nachhaltige Entwicklung des Königreiches kämpft, wozu auch Grönland zählt. Es ist die grundliegende Frage, die in der ersten Folge gestellt wird, ob und wenn ja inwiefern es eine dänische Angelegenheit ist, wenn Grönland Öl findet und welcher politischen Zuständigkeit es unterliegt.
Es wird deutlich, dass das Produktionsteam hinter „Borgen” seine Recherchen gründlich gemacht hat, da die Serie dem echten Leben sehr gerecht wird. Als ich die erste Folge sah, dachte ich viel an die Uran-Debatte, die in Grönland über die letzten 50 Jahre geführt wurde. Viele der in der ersten Folge aufgeworfenen Fragen wurden sich in Grönland auch real gestellt, wenn es um das Thema Uran geht. Hat Grönland das Recht, eigene Entscheidungen ohne die Einmischung von Dänemark zu treffen? Betrifft die Angelegenheit die Förderung natürlicher Ressourcen oder handelt es sich um die Themenfelder Außenpolitik und nationale Sicherheit? So realistisch die erste Episode auch war, hat die neue von IA geführte Regierung in Grönland jedoch schon entschieden, die Suche nach Öl zu stoppen. Sie ist in den Prozess eingetreten, das Pariser Abkommen zu unterzeichnen. Trotzdem besteht das politische Drama dahinter natürlich weiter und die Handlung ist sehr lebensnah.
Insgesamt vergebe ich 5 von 6 Sternen und warte gespannt, wie sich die Geschichte weiter entwickelt.
Rezension zu Episode 2 von Aaja Chemnitz Larsen (Mitglied des dänischen Parlaments)
Für Hardcore-Fans von politischen Serien zählt Borgen zur obersten Liga. Die BBC hat im letzten Jahr eine Liste der 100 besten TV-Serien erstellt und dabei landete Borgen auf Platz 40. Das ist für eine dänische TV-Serie sehr gut. In diesem Jahr steht nicht nur Grönland im Zentrum der Handlung, zusätzlich sind auch noch einige grönländische Schauspielerinnen und Schauspieler und eine Menge grönländischer Filmschaffender an der Produktion beteiligt. Als Repräsentantin Grönlands kann man ganz besonders stolz darauf sein, da es sich um eine so spannende und hochwertig produzierte Serie wie Borgen handelt.
Es ist kein Geheimnis, dass ich die Figur Hans Eliassen für einen unterschätzten Charakter halte, der Dänemark gegen Grönland ausspielen will. Die Arbeit für größere Selbstbestimmung ist wichtig und gut, sollte aber auf einer realen Grundlage basieren. Das wird in der 2. Folge deutlicher und deshalb war es ein schön überraschender Zug, mit Emmy Rasmussen eine Würdenträgerin aus der ersten Reihe einzuführen. Sie arbeitet nämlich direkt für die Parteiführung und kann Hans Eliassen in ähnlich unterschätzter Weise auf seinen Platz verweisen.
Es freut mich, dass Ilulissat die Kulisse für die ersten Folgen bietet. Ich hoffe, dass sich Grönlands Vielfalt auch in den kommenden Folgen zeigen wird. Man kommt aber nicht drumherum, dass die schöne Natur und die fantastischen Hintergrundbilder in Ilulissat sich mit der Erzählung verflechten. Nicht zuletzt ist es die Schlucht Kællingekløften, deren Geschichte viele von uns kennen. An dieser Schlucht opferte man in früherer Zeit sich selbst, um die Gesellschaft zu retten, wenn man alt wurde und es nicht genug Nahrung für alle gab.
Malik wurde hier ebenfalls „im Dienste einer größeren Sache” im Kampf um Macht und Geld geopfert. Dadurch wurde zur dritten Folge hin noch mehr Drama und Spannung aufgebaut.
Ich freue mich darauf!
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Rezension zu Episode 3 von Aaja Chemnitz Larsen (Mitglied des dänischen Parlaments)
Die Tugendwächterin steht vor dem Fall
Dänemarks Außenministerin Birgitte Nyborg riskiert in der 3. Folge, eine Mehrheit gegen sich aufzubringen, da der grönländische Parlamentsabgeordnete Jens Enok Berthelsen sich dazu entschließt, ihr das Misstrauen auszusprechen. Das hätte ich sein können, da ich mich 2015 zur Wahl aufgestellt habe, um Grönlands freie Stimme im Folketing zu vertreten. Leider ist es aber ein recht unwahrscheinliches Szenario, dass eine Außenministerin im Büro eines grönländischen Abgeordneten vorbeischaut. Aber warum ist das eigentlich so? Wir sind genau so wie unsere Kolleginnen und Kollegen aus Dänemark und von den Färöern gewählt wurden – und sollten daher auch gleichwertig behandelt werden.
Birgitte ist hier die moralische Instanz und hat dem außenpolitischen Ausschuss Informationen vorenthalten. Dies widerspricht dem Ministereid und ist hochgradig problematisch. Die Auswirkung von Macht auf uns Menschen ist ein grundlegendes Thema der ganzen Serie und die Auswirkung auf einen Menschen wie Birgitte Nyborg – wahrhaftig in der Mitte der Gesellschaft verwurzelt, als moralische Instanz auftretend und zugleich Idealistin – ist interessant zu verfolgen. Deshalb war es ein willkommenes Wiedersehen mit ihrem Mentor Bent Sejrø, dem früheren Vorsitzenden der Moderaten Partei in vorherigen Staffeln. Wir alle brauchen Menschen um uns, die klüger oder erfahrener als wir selbst sind, um unsere Meinung umfassend bilden zu können.
High north – low tension
Die dritte Folge trägt den grönländischen Titel „Inuit Nunaat – Land der Menschen“. Ich fand schon immer, dass dies wunderschön klingt. Wir selber nennen Grönland Kalaallit Nunaat oder weniger förmlich Inuit Nunaat, was eine ähnliche Bedeutung hat. Das Schöne am Begriff ist der Fokus auf die Menschen, die in dem Land leben und es prägen.
In einem Land von solch überwältigender Naturschönheit hat es eine zusätzliche Bedeutung, dass wir die Menschen hervorheben. Wenn man von außen kommt, sind es häufig auch die Wärme der Menschen und ihre Bedachtsamkeit, welche die Leute bei uns aus Grönland gegenüber dem Rest der Welt betonen. Das wird in dieser Folge gut zusammengeführt, in der auch Knud Rasmussens Zitat „die Natur ist groß – die Menschen sind größer” das unterstreicht.
Es wird recht deutlich, dass Birgittes Hinwendung zu Grönland nicht für das Land der Menschen, sondern zu ihrem eigenen Vorteil erfolgte. Dabei hat sie sich auf einen Scheideweg begeben, auf dem sie dazu gezwungen wurde, Kompromisse bezüglich ihrer eigenen Werte einzugehen (oder zumindest bei ihren Klimaidealen, die sie öffentlich vertreten hatte), um ihren Posten zu behalten. Davon kann man halten, was man will, aber ich frage mich, ob sie dieses Karma nicht in den nächsten Folgen einholen wird? Das wird die Zeit zeigen.
Rezension zu Episode 4 von Aaja Chemnitz Larsen (Mitglied des dänischen Parlaments)
In dieser Folge wird Birgitte Nyborg dafür verantwortlich gemacht, Informationen zurückzuhalten und nur für ihren eigenen Erfolg zu arbeiten. Ihre Taten sind unwürdig und widersprechen ihren Verpflichtungen als Ministerin. Die Medien machen Jagd auf sie und sie versucht ihnen auszuweichen, bis die Presse in einem klugen Schachzug Druck auf die Premierministerin ausübt, damit sie Nyborg zu einem Interview auffordert. Es gleicht dem Spiel der Katze mit der Maus, das am Ende die Katze gewinnt. Politik ist ein Kampf darum, welches Narrativ und welche Erzählungen sich durchsetzen. Die Realität kann dabei verdreht und ausmanövriert werden.
Das bereits schnelle Tempo der Medien steigert sich dabei immer weiter. Und die Anforderungen an uns Politikerinnen und Politiker nehmen auch weiter zu. Wie viel von uns selbst geben wir den traditionellen Medien, wie viel für hohe Clickbaits und Selfies? Die Grenzen verschieben sich fortlaufend. Ich selbst zweifele nicht daran – wir als Politikerinnen und Politiker sind auch sehr von der Presse abhängig. Man muss in dem Tempo reagieren, in dem die Presse arbeitet. Das ist schnell und es sollte für die Presse einfach sein, einen Kommentar einzuholen. Denn das ist die Bedingung, wenn man in dem Spiel mitspielen will. Aber in diesem Prozess werden Nachdenklichkeit, Gründlichkeit und Glaubwürdigkeit ständig und immer stärker herausgefordert.
In meinen Augen ist dennoch die Glaubwürdigkeit das stärkste Gut eines Politikers oder einer Politikerin. Es benötigt aber Anstand und nicht zuletzt, dass man sich selbst treu bleibt. Laugesens politische Analyse zum Ende der Folge regt da zum Nachdenken an. Wir wünschen uns Politikerinnen und Politiker, die mit Blut, Schweiß und Tränen am Boden des Boxringes liegen und sich wieder hochkämpfen, um noch eine weitere Runde im brutalen politischen Boxkampf durchzustehen. Diese Art von Politikerinnen und Politikern wünschen wir uns und bewundern wir. Aber was ist der menschliche Preis dafür? Manchmal habe ich den Eindruck, dass diejenigen, die besonders taktisch spielen und gerissen für den eigenen Vorteil eintreten, am längsten in der Politik überdauern. Aber sind es auch sie, die der Gesellschaft am besten dienen? Ich bezweifele das.
Rezension zu Episode 5 von Aaja Chemnitz Larsen (Mitglied des dänischen Parlaments)
A Near-Arctic State
Als Folge des Klimawandels nimmt in den letzten Jahren das Interesse an der Arktis und an Grönland deutlich zu. Viele von uns erinnern sich daran, als der frühere US-Präsident Trump Grönland kaufen wollte und die Website von Visit Greenland kurzfristig wegen der hohen Nachfrage zusammenbrach. Damals wollten sehr viele Leute zeitgleich herausfinden, was Grönland eigentlich für ein Land ist.
China zeigt seit vielen Jahren Interesse an Grönland, aber tut dies auf eine subtilere Weise als die USA. Mit dem steigenden Interesse an der Arktis und an Grönland mehren sich die Beispiele, bei denen die beiden Großmächte gegeneinander die Muskeln spielen lassen. Der Machtkampf zwischen den USA und China um die Arktis wurde noch sichtbarer, als der damalige US-Außenminister Pompeo ablehnte, China als einen der Arktis nahen Staat anzuerkennen.
Von der realen Situation zurück zur Fiktion wird es in dieser Folge mehr als deutlich, dass die Großmacht die kleinere übertrumpft. Birgitte Nyborg versucht es gegenüber Grönland, während es auch die USA und China gegenüber Dänemark tun. Grönland lässt sich dabei nicht gerne austricksen und spielt Dänemark taktisch aus, indem es sich mit China verbündet. Zweifellos sind die USA damit nicht einverstanden und sie fordern – genau wie in der Realität – Dänemark dazu auf, die Situation mit China in den Griff zu bekommen.
„Borgen – Macht und Ruhm“ ist eine wahnsinnig spannende Serie, weil wir sowohl dem Privatleben als auch dem Arbeitsleben folgen können. Nyborg verliert in dieser Folge so ziemlich alles. Ihre Glaubwürdigkeit und der letzte Zusammenhalt innerhalb ihrer Familie schwinden, aber sie steht weiter auf und glaubt daran, dass ihre Hingabe für die Politik alle unmoralischen Beschlüsse und Entscheidungen übertrumpfen kann. Ich kann gar nicht länger auf die nächste Folge warten…
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Rezension zu Episode 6 von Aaja Chemnitz Larsen (Mitglied des dänischen Parlaments)
China, die USA und Russland sind Supermächte, die sowohl in der Serie als auch in der Realität Interesse an Grönland zeigen. In der Wirklichkeit zeigen sich diese Interessen subtiler als in der fiktionalen Welt, aber so ist das immer. Ganz besonders in Borgen.
In dieser Folge erhalten wir Einblick in die Arbeit der Sirius-Patrouille in Nordgrönland. Auch wenn die Szene fiktiv ist, scheint das Szenarium nicht unrealistisch zu sein. Die Sirius-Patrouille ist eine sehr kleine Einheit des dänischen Militärs, die mit Hundeschlitten und Booten in Nordostgrönland patrouilliert und dabei einen Küstenabschnitt von insgesamt 16.000 km überwacht. Die Einheit wurde 1941 eingeführt, um die deutschen Aktivitäten in Nordostgrönland zu überwachen und die dänische Souveränität aufrechtzuerhalten, indem die Verantwortlichkeiten für Sicherheit und Verteidigung in dieser Region durchgesetzt wurden.
Es ist daher ziemlich realistisch, dass sich in diesem großen Gebiet etwas ereignen könnte, was nicht sofort bemerkt wird. Das ist nur ein kleines Detail, aber man könnte sich einige TV-Serien vorstellen, die ausschließlich auf dieser Ausgangslage ihren Plot aufbauen.
Obwohl man natürlich nicht schon vorher klagen sollte, macht mich der Gedanke traurig, dass wir bereits mehr Folgen von Borgen gesehen haben, als noch übrig sind. Ich liebe es, Borgen zu schauen, und werde es vermissen, wenn es vorbei ist. Ich freue mich darauf, zu hören, was die internationalen Fans denken.
Im Parlament auf Christiansborg soll bis Frühjahr ein zukünftiger Medienvertrag verhandelt werden, über den auch in der Serie diskutiert wird. Kann (der staatlich geförderte dänische Fernsehsender) TV1 kritischen Journalismus über die Regierung bringen, während diese der Redaktion von TV1 Gelder genehmigen oder kürzen darf? Es ist ein besonders brisantes und aktuelles Dilemma, wie wir die „freie“ Presse bewahren können.
Persönlich gefällt mir die nebenbei erzählte Liebesgeschichte zwischen Asger und Emmy sehr. Es ist schlimm, dass diese hinter dem Rücken von Emmys Mann geschieht, aber die Chemie zwischen den beiden stimmt und es ist spannend, dieser zu folgen. Sind Asgers Tage als Arktisbotschafter gezählt und kann Nyborg ohne Asger vor Ort in Grönland durchhalten? Wenn ich es nicht besser wüsste, würde Nyborg auf mich fast schon eifersüchtig und nicht nur als Ministerin verärgert darüber wirken, dass ihr Beamter sich befangen zeigt.
Ich hoffe, wir werden in der nächsten Folge darüber aufgeklärt.
Rezension zu Episode 7 von Aaja Chemnitz Larsen (Mitglied des dänischen Parlaments)
Es braucht einige entscheidende Antworten in der allerletzten Folge, welche die Serie ihren Zuschauerinnen und Zuschauern noch schuldig ist. Hat Birgitte vollständig auf die dunkle Seite der Macht gewechselt? Ich erwische mich dabei, mir zu wünschen, dass sie kurzfristig ihren Kurs ändert und zurück zu der Politikerin und nicht zuletzt Persönlichkeit findet, für die sich meisten von uns in den letzten Staffeln so sehr begeistern lassen konnten. Aber dieses Schiff ist längst abgefahren. Nyborgs zerstörerische Machtspiele, sowohl die internen mit ihren Parteigenossen als auch ihre zweifelhafte Allianz mit Michael Laugesen, treiben sie immer weiter. Bei nur noch einer verbleibenden Folge kann ich nur erahnen, wie weit sie gehen wird, um ihre Macht zu erhalten.
Die vorherigen Folgen drehten sich auch um Ölfunde in Grönland, wobei es noch nicht entschieden ist, wer von diesen am meisten profitieren wird. Und die große Frage bleibt, ob die Ölfunde für uns in Grönland im Ganzen ein glückliches Ende nehmen – wird Grönland dieses Kräftemessen gewinnen und was bedeutet das für das Verhältnis von Grönland zu Dänemark? Es bleibt spannend, auf diese Fragen Antworten zu finden. Zudem würden sich diese Fragen auch real stellen, falls dies in der Realität geschehen sollte.
Kein Fernsehdrama wäre ohne die eine hoffnungslose Romanze komplett, bei der man es sich auf die eine oder andere Weise immer wünscht, dass sie doch gelebt wird. Emmy und Asger sind ganz eindeutig verliebt ineinander und es würde mich sehr überraschen, wenn sie in der letzten Folge nicht ihren Gefühlen nachgeben würden. Man kann sicherlich argumentieren, dass dies unprofessionell und in der Realität ein riskantes und gefährliches Spiel wäre, von dem ein Regierungsbeamter die Finger lassen sollte. Es gibt aber diesen kleinen Teil in mir, der hofft, dass sie in ihrer Liebe zusammenfinden. Ich glaube nicht daran, dass sich in der letzten Folge alle Fragen klären werden. Das wäre eine große Überraschung.
Rezension zu Episode 8 von Aaja Chemnitz Larsen (Mitglied des dänischen Parlaments)
The show must go on… (please!?)
Nun ist Borgen zu Ende gegangen und ich kann nicht anders, als ein bisschen traurig darüber zu sein. Ich hatte mich daran gewöhnt, jede Woche eine Folge zu schauen. In meiner Kritik zur letzten Folge habe ich geschrieben, dass ich darauf hoffen würde, Birgitte Nyborg dabei zusehen zu können, wie sie wieder zu der Persönlichkeit findet, die wir aus den früheren Staffeln so an ihr geschätzt haben. Und daher war es fast schon erleichternd, dass diese letzte Folge ihrem Werdegang gewidmet war, und diesen zu der Frau zurückverfolgte, die sie war, bevor sie Premierministerin wurde.
Nyborg sieht endlich ein, wie ihre Handlungen sie als Mensch diskreditiert haben – sowohl im Fallenlassen ihres Sohnes als auch in den politischen Beschlüssen, die sie ausschließlich aus Machtbestrebungen heraus getroffen hat. Diese Selbsterkenntnis setzt ein, als sie in Ilulissat ist, um ein umstrittenes Abkommen zu unterzeichnen, und sie auf eine Bootstour aufbricht, die sie erkennen lässt, wie weit sie sich von ihren Idealen entfernt hat. Sie stellt sich die Frage, was sie eigentlich aus ihren politischen Irrwegen mitgenommen hat, und sie sieht endlich ein, dass diese ihr nur dabei geholfen haben, sich an der Macht festzukrallen, während alles um sie herum weggeschwommen ist. Das ist eine harte Erkenntnis, die aber sehr dringend notwendig ist.
Die Romanze von Asger und Emmy erreicht ebenfalls eine neue Ebene. Wir werden nie erfahren, ob sie zusammenfinden, aber sie versöhnen sich in ehrlicher Weise und das wiederum eröffnet ein kleines Fenster an Möglichkeiten, welches die Zuschauerinnen und Zuschauer mit einem zarten und vielleicht auch hoffnungsvollen Lächeln auf den Lippen entlässt.
Die Folge endet mit dem möglicherweise angedeuteten Versprechen auf eine neue Staffel mit Nyborg als EU-Kommissarin. Man kann noch nicht wissen, ob wir in ein paar Jahren tatsächlich eine weitere Staffel sehen werden, aber ich hoffe es doch sehr. Ich habe mich jede Woche auf die nächste Folge gefreut und finde, dass Adam Price auf hervorragende Weise ein angemessen realistisches Bild davon vermittelt, wie es im Positiven und im Negativen in der Politik zugehen kann. Zum Abschied hier möchte ich dem gesamten grönländischen Team herzlich gratulieren, das an dieser Staffel mitgewirkt hat. Ich finde, dass sie Fantastisches geleistet haben und bin unglaublich stolz auf sie! Insgesamt vergebe ich 5 von 6 Sternen an diese Staffel.
Basierend auf wahren Ereignissen
Wir wissen noch nicht, worum es in der nächsten Staffel von Borgen gehen wird, fragen uns aber schon, ob nicht einige wahre Ereignisse und politische Krisen in die Handlung aufgenommen werden…
Grönland war in letzter Zeit oft und aus vielen Gründen in den internationalen Nachrichten vertreten. Dabei ging es darum, Epizentrum des Klimawandels zu sein und um die Zeit, als Trump Grönland kaufen wollte. Tatsächlich geschah es nicht zum ersten Mal, dass der Kauf Grönlands ernsthaft angedacht wurde.
In der ersten Folge der neuen Staffel, wird in Grönland Öl gefunden und die Handlung entpuppt sich als ein Kampf zwischen verschiedenen politischen Interessen. Birgitte Nyborg ist jetzt Außenministerin mit einer grünen Agenda, und ist der festen Überzeugung, dass die Entdeckung und die dadurch entstehenden Möglichkeiten nicht ausgeschöpft werden sollten. Der grönländische Außenminister, Hans Eliassen, hat andere Vorstellungen von der Entdeckung, ebenso wie die Ministerpräsidentin Signe Kragh.
Um die mögliche Komplexität von Borgen noch etwas besser zu verstehen, ist es hilfreich, die aktuellen Themenfelder zu erinnern. Folgende Angelegenheiten zählen dazu:
- Die Geschichte der Unabhängigkeitsbewegung resultiert im aktuellen Status der Selbstregierung. Auf dem Weg dorthin haben Bodenschätze eine besondere Rolle gespielt.
- Öl- und Gasexploration. Im Gegensatz zu der Fiktion, die in Borgen gespielt wird, hat Grönland in Wirklichkeit bereits einige wichtige Entscheidungen getroffen, um die weitere Öl- und Gasexploration zu stoppen und ökologisch nachhaltiger zu werden. Der Aufstieg der aktuellen grönländischen Regierung basiert auf der Entscheidung, die Planungen zum Uranabbau im südgrönländischen Kuannersuit (Kvanefjeld) zu stoppen.
- Grönland ist ein Schauplatz des Klimawandels und verdeutlicht, was dieser für die Menschen bedeutet.
- Grönland ist ein Schauplatz des Klimawandels und verdeutlicht, was dieser für die Menschen bedeutet.
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