Im Meer um Grönland sind ganze 16 Walarten anzutreffen – von den kleinen Narwalen, Belugas und Schweinswalen bis zu den großen Bartenwalen wie Blauwal, Finnwal und Buckelwal. Die meisten Wale kommen im Sommer in die grönländischen Gewässer, wenn diese eisfrei sind und sehr viel Nahrung bieten. Nur Grönlandwale, Narwale und Belugas überwintern hier.
Im Sommer werden von den meisten grönländischen Städten aus Walsafaris angeboten. Dabei ist die Chance am größten, Buckelwale, Finnwale und Minkwale zu beobachten, wie auch kleinere Wale wie Schweinswal und Weißschnauzendelfin.
Wale lassen sich in zwei Gruppen unterteilen: Bartenwale und Zahnwale. Die erste Gruppe verfügt statt Zähnen über Barten. Barten bestehen aus Keratin und hängen wie mehrere hundert vertikale Schnüre vom Oberkiefer des Wals herab. Die Barten werden genutzt, um Beutetiere wie Krebse und kleine Fische zu sieben, die danach geschluckt werden.
Um Platz für die Barten zu bieten, sind Kopf und Maul bei Bartenwalen generell deutlich größer als bei Zahnwalen. An Rachen und Brust finden sich außerdem lange Furchen, die es ermöglichen, den Rachenraum zu erweitern, wenn der Wal seine Nahrung aus dem Wasser presst.
Zahnwale sind dank ihrer Zähne dazu in der Lage, deutlich größere Beutetiere zu fangen, als es die Bartenwale können. Die meisten Zahnwale ernähren sich von Fischen. Schwertwale können auch Robben und Kleinwale erbeuten, Pottwale und Nördliche Entenwale sind auf Tintenfische und am Meeresgrund lebende Tiere spezialisiert.
Neben den beschriebenen Walen kommen in Grönland auch Blauwale, Seiwale, Atlantische Nordkaper, Pottwale, Nördliche Entenwale, Grindwale, Schwertwale, Weißschnauzendelfine, Weißseitendelfine und Schweinswale vor.
Buckelwal
Finnwal
Grönlandwal
Narwal
Minkwal
Beluga
Buckelwal
Qipoqqaq (GL)
Humpback Whale (EN)
Megaptera novaeangliae (LAT)
Der Buckelwal ist derjenige unter den großen Bartenwalen, bei dem die Chance am größten ist, ihn in Grönland zu sichten. Er kann 15-17 Meter lang werden und bis zu 35 Tonnen wiegen. Von anderen Walen lässt er sich leicht an den bis zu 5 m langen, klatschenden Brustflossen unterscheiden. Typisch für diesen Wal sind die Tuberkeln am Kopf und seine deutlich ausgestellte Schwanzflosse mit weißgezeichneter Unterseite, welche die Tiere oft beim Abtauchen zeigen.
Der Blas des Buckelwals ist kräftig, herzförmig und spritzt ca. 3 Meter hoch. Sie springen gerne über der Wasseroberfläche und landen mit einem gigantischen Platscher.
Im Sommerhalbjahr (April bis November) ernährt sich der Buckelwal vom vielen Krill und kleinen Fischen in den grönländischen Gewässern, häufig in den Fjorden und nahe der Küste. Wie der Finnwal kann der Buckelwal mit geöffnetem Maul unter Wasser auf Beutejagd gehen und hat dafür eine besondere Technik entwickelt, bei der mehrere Wale zusammenarbeiten, um Luftblasen um einen Schwarm aus Krill und Fisch herum zu pusten, in welche diese Nahrung eingeschlossen wird und sich leichter fangen lässt.
Der Bestand an grönländischen Buckelwalen beläuft sich auf mindestens 6.000 Tiere und fast alle versammeln sich im Winter an einem bestimmten Ort in der Karibik, nämlich Silver Bank draußen vor der Dominikanischen Republik. Dies ist eine Reise von über 6.000 km pro Richtung und wird jedes Jahr unternommen. In diesem wärmeren Klima paaren die Wale sich und im Jahr darauf bringt das Weibchen an gleichem Ort ein Junges zur Welt, das 4-5 Meter lang ist und 1,5 Tonnen wiegt.
Buckelwale erzeugen den vielfältigsten Gesang im Tierreich, dieser kann aus mehreren melodischen Versen bestehen, die immer und immer wieder wiederholt werden. Auf diese Weise kommunizieren die Wale über mehrere Kilometer Entfernung miteinander, vielleicht sogar mehrere hundert Kilometer weit.
Finnwal
Tikaagulliusaaq (GL)
Fin Whale (EN)
Balaenoptera physalis (LAT)
Der Finnwal ist nach dem Blauwal das zweitgrößte Tier der Welt. Er kann 17 bis 24 Meter lang werden und 80-90 Tonnen wiegen. Wie bei allen Bartenwalen ist das Weibchen größer als das Männchen.
Trotz seines kolossalen Gewichts ist der Finnwal ein langer und schlanker Wal. Er hat einen dunkelgrauen Körper mit weißem Bug. Weitere Merkmale sind die weißen Unterseiten seiner Flossen, eine kleine Rückenflosse weit hinten, sowie ein 5-8 Meter hoher, sehr kräftiger Blas. Der Finnwal zeigt beim Tauchen nur selten seine Schwanzflosse.
Der Finnwal ist in den westgrönländischen Gewässern Richtung Norden bis Upernavik und in den ostgrönländischen Gewässern Richtung Norden bis zur Eiskante anzutreffen. Die meisten Wale ziehen im Winter nach Süden, einzelne werden aber auch das ganze Jahr über in der Davisstraße beobachtet. Der grönländische Bestand nimmt zu und wird auf ca. 9.000 Tiere geschätzt.
Finnwale tauchen häufig 100-200 Meter tief, wo sie sich mit weit aufgerissenem Schlund auf einen Schwarm Krill (kleine Krebstiere) stürzen. Der Unterkiefer renkt sich dafür aus und der Hals vergrößert sich wie bei einem Pelikan, womit durch die Mundöffnung mehr Wasser aufgenommen werden kann, als der Wal selbst wiegt. Die Lungenkapazität eines Finnwals bemisst sich auf 15.000 Liter und er taucht bis zu 20 Minuten lang ab.
Der Ruf des Finnwals ist typischerweise ein kurzer, kräftiger Ausruf über eine lange Frequenz. Er kann von anderen Walen über mehrere hundert Kilometer Entfernung gehört werden. Das Weibchen bringt alle 2-3 Jahre ein 6-7 Meter langes Jungtier zur Welt. Zwillinge werden auch beobachtet. Die erwachsenen Tiere können bis zu 120 Jahre alt werden, nach den Grönlandwalen sind sie damit die Säugetiere, die am ältesten werden.
Grönlandwal
Arfiviit (GL)
Bowhead Whale (EN)
Balaena mysticetus (LAT)
Der Grönlandwal ist ein kräftig gebauter, fassförmiger Wal mit einem großen Kopf. Er kann 14-18 Meter lang werden und 50-90 Tonnen wiegen. Kennzeichnend sind sein riesiges, gebogenes Maul mit einem weißen Unterkiefer, eine einfarbige, V-förmige Schwanzflosse, die fehlende Rückenflosse und ein 3 Meter hoher, zweigeteilter Blas.
In Westgrönland ist der Grönlandwal von Sisimiut und nach Norden bis zu den nördlichen Gewässern bei Qaanaaq verbreitet. In und nahe der Diskobucht sind Grönlandwale von Januar bis Mai zahlreich vertreten. Der Bestand wird auf ca. 1.500 erwachsene Tiere geschätzt. Darüber hinaus findet sich ein kleinerer Bestand (ca. 150 Tiere) in Ostgrönland.
Um 1900 stand der Grönlandwal kurz vor dem Aussterben, nachdem er drei Jahrhunderte lang kommerziell gejagt wurde. Dann wurde er aber 1932 unter Artenschutz gestellt und seit der 1990er Jahre nimmt der Bestand wieder zu.
Der Grönlandwal ist der einzige Bartenwal, der in Grönland überwintert. Dies schafft er mit der dicksten Fettschicht der Welt (50-60 cm). Die Tiere können bis zu eine Stunde lang tauchen und ihre Köpfe als Rammbock verwenden, um bis zu ein Meter dickes Meereis zu durchbrechen. Ein erwachsenes Tier kann bis zu 3-4 Tonnen Nahrung am Tag verspeisen, insbesondere Plankton und andere kleinste Meerestiere, die sie mit ihren langen Barten sieben, welche wie Gardinen von ihren Oberkiefern hinunterhängen.
Die Wale können den Gesang ihrer Artgenossen aus bis zu 150 Kilometer Entfernung hören und sich in diesen Distanzen rufen. Während der Paarungszeit im Winter entwickeln sie als gegenseitiges Imponiergehabe einen zweistimmigen Gesang. Das Weibchen paart sich mit mehreren Männchen und gebärt 13-14 Monate später ein Jungtier, das ca. 1 Tonne wiegt. Ein Grönlandwal kann deutlich über 100 Jahre alt werden, das Rekordalter wird auf 211 Jahre geschätzt, was ihn zum ältesten Säugetier der Welt macht.
Narwal
Qilalugaq qernertaq (GL)
Narwhal (EN)
Monodon monoceros (LAT)
Der Narwal ist ein kleinerer Zahnwal, der 4-5 Meter lang werden kann und gut eine Tonne wiegt. Er ist an der Rückenseite schwarz gemustert, die Bauchfläche ist grauweiß mit einzelnen Flecken. Die Jungtiere kommen grau zur Welt.
Der männliche Narwal ist besonders für seinen 2-3 Meter langen, gedrehten Stoßzahn bekannt. Dafür hat er den Beinamen „Meereseinhorn” erhalten. Es ist nicht gänzlich geklärt, wofür dieser Stoßzahn genutzt wird, eine anerkannte Theorie lautet aber, dass er dazu dient, dem Weibchen zu imponieren und andere Männchen abzuschrecken.
Im Sommer tauchen Narwale zahlreich in den Fjorden und Buchten in Nordwestgrönland und entlang der Küste Ostgrönlands auf. Im Herbst und Winter zwingt das Meereis die Wale weiter ins Meer hinaus, wo große Herden den Rissen im Packeis folgen. Sie können auch weiter gen Süden ziehen.
Der Narwal ist wählerischer als sein naher Verwandter, der Beluga, und ernährt sich hauptsächlich von Heilbutt, Kabeljau, Garnelen und einer speziellen Tintenfischart. Im Gegensatz zu anderen Walen fressen sich Narwale im Winter fett und fasten im Sommer.
Narwale sind extrem gute Taucher, der tiefste gemessene Tauchgang ging 1.864 Meter tief. Die Tiere können ihren Atem 30 Minuten lang anhalten und während des Tauchganges klappen sich die Lungen unter dem Druck zusammen, während der Sauerstoff in Blut und Muskeln gespeichert wird. Das Weib gebärt jedes 3. oder 4. Jahr ein Jungtier. Ein Narwal kann gut 100 Jahre alt werden.
Beluga
Qilalugaq qaqortaq (GL)
Beluga (EN)
Delphinapterus leucas (LAT)
Der Beluga ist gut an seinem komplett weißen Körper zu erkennen. Er ist ein kleinerer Zahnwal, ähnlich groß wie der mit ihm verwandte Narwal. Ein anderes Kennzeichen ist sein runder Kopf und ein zahnreicher Mund mit beweglicher Mimik, die dazu beiträgt, dass der Wal so aussieht, als könnte er Freude und Ärger zeigen.
Im Winterhalbjahr halten sich Belugas für gewöhnlich vor Westgrönland von Maniitsoq im Süden bis Qaanaaq im Norden auf. Im Sommer ziehen sie in die kanadische Arktis, um sich zu paaren und zu gebären. Zudem sind sie seltene Gäste in Ostgrönland. Durch die Jagd sind die Bestände vor Westgrönland deutlich zurückgegangen, bis die Jagd ab 2005 eingeschränkt und reguliert wurde. Nun zeigen die Bestände Anzeichen einer Erholung und belaufen sich auf ca. 10.000 Tiere.
Belugas ernähren sich von vielen verschiedenen Fischsorten wie Kabeljau, Rotbarsch und Heilbutt, sowie von Krebsen und Tintenfischen. Wie andere Zahnwale auch nutzen sie Echolokalisierungen, um ihre Beute in bis zu 800 Metern Tiefe zu finden. Sie jagen aber auch in flachen Gewässern.
Belugas sind mit ihrem speziellen Gesang und den eigenartigen Pfeiflauten sehr gesprächig, weshalb sie den Beinamen „Kanarienvögel der Meere” erhalten haben. Ein Weibchen bringt jedes 3. oder 4. Jahr ein Jungtier zur Welt, das knapp 100 kg wiegt und bis zu 2 Jahre lang gesäugt wird.
Minkwal
Tikaagullik (GL)
Minke Whale (EN)
Balaenoptera acutorostrata (LAT)
Der Minkwal, auch Zwergwal genannt, ist ein relativ kleiner Wal, der nicht mehr als 10 Meter lang werden und maximal 10 Tonnen wiegen kann. Minkwale werden auch beim Springen beobachtet, in grönländischen Gewässern sichtet man am häufigsten jedoch ihren Blas und ihre Rückenflossen. Diese Wale werden entlang der Küste in Süd- und Westgrönland und sogar in der Diskobucht beobachtet – üblicherweise von Mai bis Oktober. Gleichzeitig sind Minkwale aber auch dafür berüchtigt, zu ungewöhnlichen Zeiten an ungewöhnlichen Orten aufzutauchen. Es werden keine speziellen Walsafaris für Zwergwale angeboten, man erspäht sie immer mal wieder auf unterschiedlichen Bootsausflügen.