Unter dem Kommando von Erik dem Roten nahmen ungefähr 600 Männer, Frauen und Kinder plus Nutztiere und Baumaterialien die Reise auf sich, um in den grünen Fjorden Südgrönlands sesshaft zu werden.
Erik hatte die Jahre zuvor die südgrönländischen Fjorde erkundet und gutes und unbewohntes Land gefunden. Er nannte das Land „grünes Land”, um die Menschen von der Reise überzeugen zu können und weil dieser Name gut passte.
Island, das „Land des Eises” stellen wir uns heute als viel grüner und wärmer denn Grönland vor. Dabei wurde es nach den vielen Eisgletschern benannt, welche die Landschaft des zentralen und südlichen Islands prägen. Grönland erhielt dagegen seinen Namen, weil die südgrönländischen Fjorde im Vergleich zum nordwestlichen Island, wie Erik es kannte, sehr fruchtbar waren. Auf diese Weise entstand die erste Verbindung zwischen Island und Grönland.
Während die Reise vor 1000 Jahren mit offenen Booten durch raues und eisiges Gewässer ging, kann man heute mit Air Iceland von Reykjavík direkt nach Narsarsuaq fliegen, das nur eine kurze Bootstour von Qassiarsuk entfernt liegt. Dort lag Brattahlid, der Hauptsitz von Erik dem Roten.
Heute kann man sowohl die alten Ruinen wie auch eine moderne Rekonstruktion vom Bauernhof Erik des Roten und der ersten christlichen Kirche in Nordamerika, Tjodhildes Kirche, besuchen. Von Qassiarsuk machte sich Eriks Sohn Leif der Glückliche (Leif Eriksson) auf zu seiner berühmten Entdeckungsreise nach Vinland oder Nordamerika, wie wir es heute nennen.
Auf diese Weise entstand die erste Verbindung zwischen Island und Grönland.
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Innerhalb der fast 500 Jahre, welche die Wikinger in Grönland verbrachten, bauten sie Kirchen, Bauernhöfe und legten Felder in großen Teilen Südgrönlands vom Kap Farvel bis zum Nuuk-Fjord an. Wer heute zwischen den Schaffarmen in Südgrönland wandert, trifft an vielen Stellen auf Spuren der Wikinger.
Fast alle modernen Schafzuchten grenzen an Ruinen eines altnordischen Bauernhofes. Viele heute genutzte Felder wurden bereits von den Wikingern angelegt, indem sie sie von Steinen befreiten. Bei einer Übernachtung auf einem südgrönländischen Bauernhof bei Qassiarsuk oder Igaliku braucht es daher nicht allzu viel Fantasie, um Grönland so zu entdecken, wie es bereits die Wikinger taten.
In der Siedlung Igaliku liegt der alte Bischofssitz Gardar, der von 1126 an grönländischer Bischofssitz und Domkirche war. Da dieser Ort im 18. Jahrhundert wieder besiedelt wurde, wurden viele Materialien der Wikingerbebauung für den Aufbau von Igalikus ganz besonderen Steinhäusern verwendet.
Nah bei Qaqortoq liegt die wohl eindrucksvollste Ruine aus der Wikingerzeit, die Hvalsey Kirche samt Festsaal. Wenn man innerhalb der Kirchenruinen steht, kann man sich leicht vorstellen, wie der Raum von den Wikingern ausgefüllt wurde, während der Priester 1408 auf Lateinisch die Ehe zwischen dem isländischen Paar Sigrid Bjørnsdottir und Thorstein Olafsson beschloss. Diese waren von ihrem Kurs gen Island abgetrieben wurden. Beschreibungen dieser Hochzeit sind die letzten erhaltenen Lebenszeichen der Wikinger in Grönland.
Was danach genau mit den Wikingern passierte, ist bis heute unklar. Machen Sie sich selbst ein Bild vor Ort und begeben sich auf die Spuren der letzten Wikinger in Grönland…
Brattahlid