„Hier gingen die Wikinger an Land“, erläutert der Reiseführer, während wir den Kiesweg in Qassiarsuk entlang wandern, einem südgrönländischen Dorf am Fjord.
Wir fahren vom internationalen Flughafen in Narsarsuaq aus nur eine halbe Stunde mit dem Schiff, und plötzlich tauchen wir tief in die Geschichte ein. Vor mehr als 1000 Jahren taufte Erik der Rote diesen fruchtbaren Ort auf den Namen Brattahlid. In den knapp 500 Jahren nach ihm besiedelten die Neuankömmlinge ganz Südgrönland.
Vor mehr als 1000 Jahren taufte Erik der Rote diesen fruchtbaren Ort auf den Namen Brattahlid.
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Die Spuren der Wikinger sind unübersehbar. Wir halten bei zahlreichen gut erhaltenen Steinruinen von Höfen, Ställen und Vorratsgebäuden an. Nach ein paar Hundert Metern gelangen wir zum Nachbau von Tjodhildes Kirche, die als das erste christliche Gotteshaus auf dem amerikanischen Kontinent gilt.
Tjodhilde war die Frau von Erik dem Roten, und ihr gelang es, ihren kriegerischen Mann zum Christentum zu bekehren. Neben der Kirche steht ein Nachbau des Langhauses vom Erik dem Roten, wo wir natürlich auch einmal hineinschauen. Wir setzen uns auf ein Rentierfell und überlegen, was Tjohilde damals wohl in ihren Kochtopf getan haben mag. Schaf, Robbenfleisch oder beides?
Nach fast 500 Jahren verliert sich die Spur der Wikinger auf Grönland wieder. Warum, ist heute noch ein Mysterium. Das letzte schriftliche Zeugnis stammt aus der Hvalsey Kirche, die als die besterhaltene Ruine Grönlands gilt. Eine kurze Schiffstour von Narsarsuak oder Qaqortoq aus bringt Sie zu dieser Kirche, die im 14. Jahrhundert gebaut wurde. Die sechs Meter hohen Steinmauern ragen immer noch in den Himmel, mitten in dieser gottverlassenen Landschaft. Früher einmal war hier eine Wohnstätte, an der sich erheblich mehr Leben abspielte als jetzt unter den grasenden Schafen.