Über 250 Fischarten sind in grönländischen Gewässern bekannt und wahrscheinlich ist die Zahl noch größer, da das Leben in den tieferen Gewässern nahezu unbekannt ist.
Die globale Erwärmung der Weltmeere führt auch dazu, dass viele Fischarten weiter nach Norden in die grönländischen Gewässer ziehen. Dazu gehören z.B. Makrele, Seeteufel und Heringshai.
In diesem Infotext werden einige der bekanntesten Fischarten beschrieben, die fürs Angeln von Bedeutung sind oder die man auf der Speisekarte findet oder auf dem „brættet” kaufen kann: In allen Siedlungen und Städten können Sie einen solchen „bræt” finden, auf dem einheimische Fänger und Fischer den frischen Fang des Tages verkaufen.
Lachs
Kapisillik (GL)
Atlantic Salmon (EN)
Salmo salar (LAT)
Der Lachs ist ein silbrig schimmernder, adretter Raubfisch mit dunklem Rücken, hellem Bauch und schwarzen, X-förmigen Flecken auf der Rückenseite und am Kopf. Er kann 70-120 cm lang werden und bis zu 20-30 kg wiegen. Während der Laichzeit färben die Lachse, besonders die Männchen, sich bronzefarben, häufig mit roten Flecken.
Der nordamerikanische und der europäische Lachs ziehen im Spätsommer und Herbst in die südlichen grönländischen Gewässer beziehungsweise bis nach Uummannaq und Tasiilaq hoch. In dieser Phase bieten sich gute Möglichkeiten zum Angeln. Lachse laichen ausschließlich in einem Fluss in Grönland, dem Kapisillit-Fluss im inneren Teil des Nuuk-Fjords.
Lachse sind anadrom, was bedeutet, dass sie vom Meer kommend die Flüsse hinaufwandern ins Süßwasser, um dort Eier abzulegen und diese befruchten zu lassen. Die ersten 4-6 Jahre leben sie im Süßwasser, um anschließend ins Meer zu schwimmen und später alle 1-3 Jahre in den selben Fluss zurückzukehren, wo sie ihren Laich ablegen.
Lachse ernähren sich hauptsächlich von Fisch und Tintenfisch, im Süßwasser auch von Weichtieren und Krebsen.
Saibling
Eqaluk (GL)
Arctic Char (EN)
Salvelinus alpinus (LAT)
Der Saibling ähnelt dem Lachs, er lässt sich am besten anhand seiner kleineren Schuppen und einigen weißen Vorderkanten an Bauch- und Brustflosse bestimmen. Grundsätzlich ist er auch kleiner; 50-90 cm lang und 10-12 kg schwer.
Der Saibling kann in verschiedenen Gewässern vorkommen. Im Meer schimmert er silbrig mit dunkel-bläulichem Rücken, weißen Flecken und hellem Bauch. In der Laichperiode färben sich Bauchseite und Rückenflosse rötlicher oder goldig, die Kiefer des Männchens werden hakenförmig. Beim Aufenthalt im Süßwasser ist die Rückenseite dunkelblau bis grünlich und braun, während die Bauchseite goldfarben bleibt.
In Grönland werden Richtung Meer schwimmende Saiblinge häufig als Lachse bezeichnet, während echte Lachse Schuppenlachse genannt werden, um auf ihre deutlich größeren Schuppen einzugehen.
Wie alle Lachsfische sind Saiblinge anadrom, was bedeutet, dass sie im Salzwasser leben und im Süßwasser laichen. Der Übergang in die Flüsse geschieht von Juli bis September, dann ist Hochsaison fürs Angeln der Saiblinge. Die Fische laichen von August bis Oktober und verbringen danach den Winter in Seen und Flüssen, bis sie im Frühjahr wieder ins Meer zurückkehren.
Die jungen Fische ziehen erst mit, wenn sie 4-6 Jahre alt sind. Einzelne verbringen auch ihr gesamtes Leben im Süßwasser. Saiblinge ernähren sich hauptsächlich von kleinen Fischen, Fischlaich, Schnecken und Krebsen.
Kabeljau
Saarullik (GL)
Atlantic Cod (EN)
Gadus morhua (LAT)
Der Kabeljau ist als Speisefisch gut bekannt. Er hat einen länglichen, dunkelgefleckten Körper, eine helle Seitenlinie, drei Rückenflossen, zwei Afterflossen und einen charakteristischen Bartel am Unterkiefer. Er wächst das ganze Leben über weiter und kann über 30 kg wiegen und über 20 Jahre alt werden. Allerdings werden die Tiere aufgrund der Fischerei selten so groß.
Unter den wichtigen Kabeljaufischen in Grönland findet sich der Grönland-Kabeljau (uvak) und der kleinere Polardorsch und der Eisdorsch. Der Grönland-Kabeljau ist ein hervorragender Speisefisch, der häufig direkt von Land aus geangelt werden kann. Vom gewöhnlichen Kabeljau unterscheidet er sich in seiner geringeren Größe, durch ein größeres Auge und einen kräftigeren Bartel.
Die Ausbreitung des Kabeljaus in Grönland variiert deutlich, in „guten” Zeiten kommen zahlreiche Tiere sowohl in den Fjorden als auch im Meer vor. Klimatische Veränderungen und die daraus resultierenden höheren Wassertemperaturen können bedeuten, dass der Kabeljau in großer Zahl in die grönländischen Gewässer zurückkehrt.
Kabeljaue leben in Schwärmen in bis zu 700 Meter Tiefe, oft in der Nähe des Meeresgrundes, aber auch im uferfernen Freiwasserbereich (Pelagial).
Sie ernähren sich von Fisch, Tintenfisch und am Meeresboden lebenden Tieren, die ein Kabeljau mithilfe seines Bartels aufspürt. Die erwachsenen Tiere laichen im Winter, ein großes Weibchen kann bis zu 5 Millionen Eier laichen.
Seewolf
(Gestreift, Gefleckt, Blau)
Qeeraaraq, Qeeraq, Najorpaligaq (GL)
Wolffish (Atlantic, Spotted and Northern) (EN)
Anarhichas lupus/minor/denticulatus (LAT)
In Grönland kommen drei Arten an Seewölfen vor – der Gestreifte Seewolf, der Gefleckte Seewolf und der Blaue Seewolf – die sich ihren Namen entsprechend im Aussehen unterscheiden, von ihrer Körperform und Lebensweise sich aber ähneln. Sie sind als Speisefische mit Ausnahme des Blauen Seewolfes sehr beliebt, dessen Fleisch sehr wässrig ist.
Den Seewolf erkennt man an seinem langgestreckten Körper mit länglichen Rücken- und Afterflossen und einem grimmig aussehenden Gesicht mit drei Zahnreihen im Gaumen. Die größten Exemplare werden 100-150 cm lang.
Der Seewolf ist an der West- und Ostküste Richtung Norden bis ungefähr Upernavik beziehungsweise Tasiilaq verbreitet. Er lebt an Klippen oder dem sandigen Meeresboden in bis zu 1.000 Metern Tiefe.
Besonderes Merkmal der Seewölfe ist, dass sie sich in Paaren monogam zusammenschließen, die sich ihr ganzes Leben lang eine Höhle teilen. Das Weibchen laicht bis zu 10.000 Eier am Meeresboden, der Laich wird von beiden Elternteilen bis zu 4 Monate lang beschützt.
Seewölfe nutzen ihre starken Zähne, um ihre Beute zu zerdrücken. Diese besteht häufig aus Schalentieren, Schnecken, Seeigeln und Seesternen.
Rotbarsch
Suluppaagaq angisooq (GL)
Golden Redfish (EN)
Sebastes marinus (LAT)
Der Rotbarsch lässt sich einfach anhand seines roten Körpers, seines großen Mauls mit Unterbiss und den großen Augen erkennen. Zudem hat er an den Vorkiemendeckeln und an den vorderen Teilen der Rücken- und Afterflossen Stacheln. Diese Stacheln sind nicht giftig.
Wie andere Tiefseefische wächst er langsam und kann über 60 Jahre alt und bis zu 100 cm lang werden. Er ist ein guter Speisefisch, den man mit der Langleine oder am Haken fangen kann. Wenn man diesen Fisch aus dem tiefen Wasser hochzieht, stirbt er sogleich und die Augen „springen” aufgrund des Druckunterschiedes heraus.
Rotbarsche sind häufig in den Fjorden und Gewässern Richtung Norden bis Uummannaq beziehungsweise Tasiilaq aufzufinden. Sie leben in Tiefen zwischen 50 und 1.000 Metern, ihre Nahrung setzt sich aus Krill, kleinen Fischen und Fischlaich zusammen.
Ihr primärer Laichgrund befindet sich in der Irmingersee südwestlich von Island. Das Weibchen legt in den Monaten April bis Mai lebende Larven, diese werden von der Meeresströmung in ihre Aufzugsgebiete beim südöstlichen und südlichen Grönland getrieben.
Der verwandte Tiefenrotbarsch ähnelt sehr einem großen Rotbarsch und kommt in ähnlichen Gebieten vor. Allerdings erkennt man ihn an einem deutlichen Knochenhaken an der Spitze des Unterkiefers. Die seltenere Art, den Kleinen Rotbarsch, erkennt man an seinen 3-4 Querstreifen, er wird nur vor Südostgrönland angetroffen.
Heilbutt
Qaleralik (GL)
Greenland Halibut (EN)
Reinhardtius hippoglossoides (LAT)
Der Heilbutt ist ein großer Plattfisch der subarktischen Region, bei dem die rechte Seite (Augenseite) dunkelgrau-braun und die linke Seite (blinde Seite) hellbraun ist. Das linke Auge sitzt an der Oberseite des Kopfes. Die Fische wachsen ihr Leben lang und können 30 Jahre alt werden und über 50 kg wiegen.
Der Heilbutt ist in Fjorden und im Meer Richtung Norden bis Qaanaaq beziehungsweise Ittoqqortoormiit verbreitet.
Der Heilbutt bevorzugt Tiefen von 200 bis 2.000 Metern. Seine primäre Laichstätte liegt im zentralen Abschnitt der Davisstraße draußen vor Nuuk. Die größten Weibchen können bis zu 280.000 Eier ablegen. Die geschlüpfte Larve ähnelt einem „gewöhnlichen” Fisch mit einem Auge auf jeder Seite des Kopfes, aber während seines Heranwachsens wird der Fisch flach und das linke Auge wandert auf die Augenseite (Rückenseite).
Heilbutte halten sich hauptsächlich am Meeresgrund auf, wo sie Fische, Krabben und andere Bewohner des Meeresgrundes erbeuten. Sie schwimmen aber ebenso im uferfernen Freiwasserbereich (Pelagial) auf der Jagd nach u.a. Tintenfischen und Polarbarschen.
Kapelan
(ammassat)
Ammassak (GL)
Capelin (EN)
Mallotus villosus (LAT)
Die Lodde oder der Kapelan ist ein kleiner, schlanker Fisch (15-25 cm), der silbrig schimmert und einen spitzen Kopf, einen starken Unterbiss und einen dunkel grünlichen Rücken hat. Besonders in getrockneter Form ist er als Speisefisch sehr beliebt. Er wird auch industriell und zu Tierfutter verarbeitet, sein Rogen wird für Sushi verwendet.
Der Kapelan ist in allen arktischen Gebieten verbreitet und laicht an der grönländischen Küste nördlich bis nach Uummannaq und Tasiilaq.
Er lebt von tierischem Plankton und ist selbst eine wichtige Speisequelle für Vögel, Raubfische, Robben und kleinere Zahnwale. Von Mai bis Juli sammeln sich Lodden in großen Schwärmen, um im seichten Gewässer zu laichen. Die Fische können dabei so dicht zusammengedrängt werden, dass ein Teil von ihnen an Land gespült wird und dort verendet.
Grönlandhai
Eqalussuaq (GL)
Greenland Shark (EN)
Somniosus microcephalus (LAT)
Der Grönlandhai wird als das älteste Wirbeltier der Welt angegeben, da man einzelne Tiere gefangen hat, deren Alter auf über 300 Jahre und bis zu 500 Jahre geschätzt wurde. Dies ist ein großer Hai, der bis zu 3-5 Meter lang werden und bis zu einer Tonne wiegen kann. Das Weibchen ist größer als das Männchen.
Grönlandhaie sind Tiefseehaie, die in tiefen, kalten Gewässern und vornehmlich rund um Grönland mit Ausnahme der nordöstlichen Gewässer verbreitet sind.
Der Fang von Grönlandhaien ist heute u.a. auf die Langleine und als Beifang im Schleppnetz begrenzt. Das Fleisch des Hais soll giftig sein und muss vor Gebrauch getrocknet oder gekocht werden, es wird dann hauptsächlich als Hundefutter verwertet. Früher wurde seine Leber zur Herstellung von Öl/Tran verwendet, bis in die 1950er wurden jährlich mehrere tausend Haie gefangen.
Da die Tiere in tiefen Gewässern (bis zu 2.000 Metern) leben, ist über ihre Lebensweise wenig bekannt. Erst 2003 wurden sie in der Natur gefilmt.
Die Haie ernähren sich von Aas, das sie dank ihres guten Geruchssinns finden, sie jagen aber auch Fische, Tintenfische und Meeressäugetiere.
Mit den gezackten Zähnen können die Haie effektiv ihre Beutetiere reißen und sogar eine Robbe in der Mitte zerbeißen.
Die erwachsenen Haie werden wohl erst mit etwa 100 Jahren geschlechtsreif, es wurden erst sehr selten trächtige Weibchen oder neugeborene Jungtiere beobachtet. Diese waren dann nur 40-60 cm lang.