Wo
Alle international angebundenen Ziele in Grönland und die Hauptorte verfügen über landschaftliche Vielfalt, die man unabhängig entdecken kann, und über ausreichend Infrastruktur, um Abenteuerreisende zu unterstützen. Grönlands Hauptstadt Nuuk umgibt ein relativ gut geschütztes und weitläufiges Fjordsystem, das es mit den schönsten Fjorden Norwegens aufnehmen kann. Es besteht zudem eine internationale Verbindung nach Island. Kangerlussuaq bietet ein gigantisches Hinterland mit Zugang zum Inlandeis, zu dem faszinierenden archäologischen Paradies von Aasivissuit – Nipisat und zum Wanderweg in Richtung der zerklüfteten Küstenlinie um Grönlands zweitgrößte Stadt Sisimiut herum. In Tasiilaq wird den Besuchenden der Geschmack des ,echten’ Grönlands serviert – einsam und doch zugänglich und mit einigen der spektakulärsten Szenerien, die das Land zu bieten hat. Die Gemeinschaften vor Ort sind hier in ihrem Alltag noch ganz besonders mit der Natur verbunden und leben traditioneller, als es an einigen Orten mit modernerer Infrastruktur der Fall ist.
Wann
Wann ist die beste Reisezeit für Grönland? Das Internet ist voll von Statistiken, die euch bei eurer Einschätzung helfen, ob an eurem geplanten Reiseziel eher Badeanzug oder Winterjacke zu tragen ist. Viele Leute denken sofort an die Kälte und das Eis, wenn sie an Grönland denken. Im Sommer kann es aber durchaus warm werden, auch mal bis um die 20 Grad. Fürs grönländische Wetter gilt in erster Linie seine Unbeständigkeit und Unvorhersagbarkeit, weshalb ihr nach den Extremen innerhalb der Statistiken schauen und dementsprechend planen solltet. Bereitet euch auf das Schlimmste vor, aber stattet euch auch dafür aus, gutes Wetter zu genießen (was voraussetzt, dass ihr auch für oder besser gegen die Mücken präpariert seid). Wenn ihr ein Gebirgsklima der niedrigeren Höhenstufen gewöhnt seid, wird Grönland im Sommer für euch ein bekanntes Terrain sein. Unterschätzt dabei aber nicht, wie gnadenlos der Winter sein kann, insbesondere der Winter in abgelegenen Gemeinden, wo die Transportmittel sich gegenüber dem Fahrplan mal um Tage oder sogar Wochen verspäten können. Das Stranden kann dabei wunderbare und unerwartete Möglichkeiten mit sich bringen und ob es dabei der flexiblen Versicherungsbedingungen oder eines flexiblen Geists bedarf: Bereitet euch zumindest mental darauf vor, mit einer Verspätung nach Hause zu kommen.
Wie
In Ilulissat, Sisimiut, Maniitsoq, Nuuk, Qaqortoq und Tasiilaq sind jeweils Unternehmen ansässig, die Bootstransfers anbieten. Sie bringen euch zu eurem gewünschten Ziel und holen euch innerhalb ihrer Region auch wieder ab. Auch außerhalb dieser größeren Siedlungen leben alle Gemeinden in enger Verbundenheit mit dem Meer. Das bedeutet, dass sich auch dort immer eine einheimische Person in der Nähe befindet, die ein Boot hat und sich gerne etwas dazuverdient. Sprecht vorher den Preis ab, bezahlt erst, wenn ihr auch abgeholt und wieder sicher zurückgebracht werdet und versucht, Reisen an den Wochenenden zu vermeiden, wenn das irgendwie möglich ist. In den größeren Siedlungen findet ihr immer jemanden, der oder die gut Englisch spricht, insbesondere unter den Tourenanbietern. In abgeschiedenen Siedlungen überwiegt aber eindeutig Grönländisch, weshalb ihr euch darauf vorbereiten solltet, Karten zu nutzen, um zu zeigen, wo ihr hinmöchtet – denn alle einheimischen Bootsbesitzer kennen ihre Küstenlinie wie die eigene Westentasche. Rechnet damit, 2000 bis 5000 Dänische Kronen pro Stunde für einen Bootscharter mit Besatzung zu verhandeln. Für das größere Budget bietet die Charterabteilung von Air Greenland Helikoptercharter an. Das ist keine so verrückte Idee, wie sie vielleicht klingt. Günstig ist es nicht – um die 21.000 Kronen pro Stunde – aber mit dem Helikopter erreicht man Orte, die mit anderen Verkehrsmitteln nicht zugänglich wären. Für bis zu 5 Passagiere (abhängig von der zu befördernden Ausrüstung) kann das der Weg zu einem einmaligen Abenteuer in der Wildnis sein.
Risiken
Wenn ihr in Grönland ein mehrtägiges Camping plant, solltet ihr nirgendwo hingehen, ohne eine gute Karte einzupacken, die ihr auch benutzen könnt. Selbst wenn ihr für die eigentliche Routenplanung ein GPS verwenden möchtet, ist eine Karte aus Papier unerlässlich – zur Sicherheit, wenn die Technik einmal ausfällt. Denn das passiert in Grönland. Auch wenn die Kartenabdeckung in Grönland fürs Trekking noch spärlich ist, gibt es wichtige Karten fürs Wandern in Grönland: Große Teile Südgrönlands zählen dazu, u.a. Narsaq und Qaqortoq, die Gegend um den Eisfjord von Ilulissat, die Strecke von Sisimiut nach Kangerlussuaq und in Ostgrönland das Gebiet um Tasiilaq. Kürzlich wurde das gesamte Fjordsystem um Nuuk mit einer Serie von Wanderkarten im Maßstab 1:40 000 abgebildet.
Denkt daran, immer eine medizinische Notfallausrüstung mitzuführen. Wenn ihr an einem Ort per Boot abgesetzt werdet und am gleichen Punkt wieder abgeholt werden wollt, ist es eine sehr gute Idee, m@wow.gl zu nutzen, ein ,Drop-Bag’-Depot mit zusätzlicher Notfallausrüstung und Nahrung. Heutzutage kann mit dem Garmin InReach System, dies ist ein von GPS unterstützter Notruf, von jedem Individualreisenden in Grönlands Natur Hilfe gerufen werden. Wer sich von den Hauptrouten entfernt, sollte dieses oder eine ähnliche Technik nutzen.
Kommen wir nun also zurück zum neugierigen Bären. Die mit Abstand am wenigsten vorhersagbaren Risiken mit der höchsten Auswirkung auf in Grönland individuell Reisende sind Eisbären. Es gibt viele Orte, wo die Wahrscheinlichkeit einer Begegnung mit ihnen verschwindend gering ist (wie zum Beispiel am Großteil der Westküste). Wenn ihr euch jedoch nach Ostgrönland wagt, befindet ihr euch selbst in den relativ zugänglichen Gegenden um Kulusuk und Tasiilaq im Habitat des neugierigen Bären und ihr müsst eine Waffe mit euch führen oder euch von jemandem begleiten lassen, der das tut. In Grönland könnt ihr eine Waffe mit großem Kaliber im Supermarkt ohne Jagdschein erwerben. Das ist tatsächlich so, ganz im Ernst. Wenn ihr aber nicht über die entsprechende Erfahrung im Umgang mit einer Waffe verfügt und idealerweise erste Erfahrungen im direkten Umgang mit Eisbären gesammelt habt, solltet ihr über diese Möglichkeit nicht einmal nachdenken. Und dies führt zum wahrscheinlich besten Rat für individuellen Urlaub in Grönland: Denkt darüber nach, einen Guide anzuheuern. An der Westküste ist das ein schöner Zusatz. Viele Bootscharter-Unternehmen werden euch für eure Touren mit der Ausrüstung und Beratung für Abenteuer in der Wildnis zur Seite stehen können. An der Ostküste ist ein Guide für eure eigene Sicherheit notwendig. Glücklicherweise gibt es auch an der Ostküste ansässige oder operierende Tourenanbieter. Sie können für euch die Logistik an der Ostküste organisieren und sich um eure Anforderungen und Wünsche kümmern. Versteht das als das Reisen zu einem exotischen Ziel, wo ihr einen Tuk-Tuk- oder Taxifahrer bittet, euch zu den versteckten Highlights zu führen. Dieser Fjord sieht auf Google Earth einfach unglaublich aus, dieser Berg verspricht tolle Wandermöglichkeiten, auf diesen Flüssen könnten wir mit dem Kajak unterwegs sein, am Ufer einen Ort finden, um das Zelt aufzuschlagen und zu angeln. Das Wissen der Einheimischen und ihre Fertigkeiten sind wichtig, um euch den richtigen Schutz zu garantieren. Sie sind die Schlüssel zu großartigen individuellen Reiseerfahrungen in Grönland.
Mit all diesen Informationen im Kopf werdet ihr den Rat: ,Nimm ihn ins Visier. Drück jetzt ab!’ exklusiv mit dem Auslöser eurer Kamera befolgen können.
Von Mark Hutchison