Heute bezeichnen wir die Bevölkerungsgruppe, welche vor 1300 Jahren ins menschenleere Grönland kam als Dorsetkultur.
Sie entstammen Untersuchungen entsprechend einer früheren Einwanderungswelle aus der Periode kurz vor der Entvölkerung des Landes. Doch obwohl sie sehr lange Zeit in Grönland gelebt haben, ist die Periode der Dorset von einem gewissen Mysterium umgeben. Warum benutzten sie keine Kajaks, wie es die Einwanderer vor und nach ihnen taten? Warum hatten sie keine Hunde und keine Schlitten? Und warum waren ihre Werkzeuge, Siedlungsformen und Technologien so völlig anders als die aller anderen Inuitvölker in Grönland?
Diese Fragen werden noch heute kontrovers diskutiert. Eine gängige Theorie ist es, dass diese Bevölkerungsgruppe aus den nordostamerikanischen Waldregionen stammte, weshalb sie sich von allen anderen Einwanderern vorher und nachher signifikant unterschied. Ein dänischer Archäologe erklärte dies populärwissenschaftlich mit dem Faktor, dass die Dorsetkultur wohl „ein bisschen nach Wald rieche“.
Ihre vermutete Herkunft aus einer wärmeren Klimazone könnte auch erklären, warum die Dorsetkultur ab dem 14. Jahrhundert mit der Kleinen Eiszeit wieder verschwand, welche Grönland kälter und barscher machte.
DAS THULEVOLK BRACHTE DIE SCHLITTENHUNDE
Das barsche Klima und fehlende Sommer scheinen das Thulevolk nicht gestört zu haben, ein Volk spezialisierter und anpassungsfähiger Nomaden, die sich ab 1300 rasch in den eisfreien Küstengegenden ansiedelten.
Wie die anderen Inuit, die nach Grönland einwanderten, zog das Thulevolk ostwärts – diesmal von der Beringstraße nach Grönland. Es wird berichtet, dass sie aus Sagen und Erzählungen gehört hatten, dass in Nordgrönland Meteoritengestein existierte, welches hervorragende Metalle zur Herstellung von Werkzeugen liefern sollte.
Das Thulevolk ernährte sich u.a. von Wal- und Robbenfang und war höchstwahrscheinlich auch die erste Bevölkerungsgruppe, die Hunde nach Grönland brachte und damit die Kulturgeschichte des Hundeschlittens hier einleitete. Die Angehörigen der Thulekultur unternahmen lange Schlittenreisen in den Fanggebieten. Sie begründeten eine Tradition, die besonders zur Zeit der Arktisexpeditionen um Knud Rasmussens Schlittenreisen in Nordgrönland und dem arktischen Teil Kanadas populär wurde. Heute werden Hundeschlitten sowohl im Alltag der Einheimischen als auch in der Freizeitindustrie intensiv genutzt.